Der Vatikan bestätigte dies zunächst nicht. Genaue Gründe für die angebliche Demission werden in den Berichten nicht genannt. Finanzprobleme seien ausgeschlossen, hieß es. Eine jüngst beendete interne Rechnungsprüfung habe keine Unregelmäßigkeiten ergeben. Allerdings soll es Leitungsschwierigkeiten in Turksons Behörde geben.
Im Juni hatte der Vatikan mitgeteilt, dass das "Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen", so der volle Titel, einer internen Visitation unterzogen werde. Damals hieß es, es handele sich um eine "normale Untersuchung der Aktivitäten". Berichten zufolge ergab der Abschlussbericht des Erzbischofs von Chicago, Kardinal Blase Cupich, gravierende Führungsmängel.
Spannungen sind aufgekommen
Das Dikasterium umfasst seit 2017 unter Kardinal Turkson die früheren Aufgabengebiete der Päpstlichen Räte für Gerechtigkeit und Frieden, für Migranten und für Gesundheit. Ebenfalls integriert wurde der Rat "Cor unum", der die Entwicklungshilfe des Heiligen Stuhls koordinierte. Papst Franziskus wollte mit der Zusammenlegung Synergien schaffen.
Doch in Personalfragen soll die Umstrukturierung zu Spannungen geführt haben. Vor allem die für Migration zuständige Abteilung unter dem kanadischen Jesuiten Kardinal Michel Czerny führt anscheinend ein Eigenleben.
Im Sommer verließ der Sekretär der Behörde, der französische Priester Bruno Marie Duffe (70), mit Ende seiner Amtszeit das Dikasterium und kehrte in seine Heimat zurück. Der beigeordnete Sekretär, der Argentinier Augusto Zampini (52), zog - ohne Angabe von Gründen - zurück nach Argentinien. Sein Abgang sorgte in Rom für Verwunderung, da er 2020 als Leiter der vatikanischen Covid-Kommission Verantwortung übernommen hatte.
Beide Posten übernahm "ad interim" die italienische Ordensfrau und Wirtschaftswissenschaftlerin Alessandra Smerilli (46), seit März 2021 Untersekretärin der Behörde.