Demo für Flüchtlinge auf dem Erfurter Domplatz

Aufeinander zugehen

Bis zu 8.000 Menschen haben am Montagabend auf dem Erfurter Domplatz für eine humane Aufnahme von Flüchtlingen demonstriert. Bei der Kundgebung unter dem Motto "Mitmenschlich in Thüringen" ergriff auch Bischof Ulrich Neymeyer das Wort.

"Mitmenschlich in Thüringen": Demo in Erfurt im November / © Sebastian Kahnert (dpa)
"Mitmenschlich in Thüringen": Demo in Erfurt im November / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Bischof Neymeyr berief sich auf Papst Franziskus. Er warnte vor Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Zugleich müssten die Zuwanderer jedoch das geistige Erbe des Aufnahmelandes respektieren. Der evangelische Regionalbischof Diethard Kamm verurteilte mit Blick auf die Demonstrationen der "Alternative für Deutschland" (AfD), "wenn Ängste und Sorgen von vermeintlichen Wir-sind-das-Volk-Rufern missbraucht werden und so Hass geschürt wird".

Imam Said Arif von der Ahmadiyya-Gemeinde distanzierte sich vom Missbrauch des Islam durch Extremisten. Zugleich beklagte er, Fremdenfeindlichkeit sei in Deutschland "salonfähig" geworden. Sie müsse rechtzeitig gestoppt werden, "am besten durch Aufklärung und gutes Beispiel".

Verweise auf die Pogromnacht von 1938

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mahnte, deutlich zu machen, dass die Würde des Menschen unantastbar sei. "Für jeden Menschen gilt das gleiche Menschenrecht", betonte er. Unter Hinweis auf die nationalsozialistische Pogromnacht vom 9. November 1938 rief er dazu auf, "Gesicht zu zeigen gegen braunen Ungeist und dumpfe Parolen".

Auch der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, erinnerte an 1938. Damals habe die deutsche Gesellschaft versagt, "heute schauen die Bürger nicht weg", lobte Schramm. Zugleich sei es erforderlich, Antisemitismus und Gewalt von manchen Flüchtlingen entgegenzutreten.

Landtagspräsident Christian Carius forderte "kluge Konzepte und den Willen zur Integration - von beiden Seiten". Zugleich betonte er, Hinweise, dass es Grenzen der Aufnahme- und Integrationsfähigkeit gebe, dürften weder ignoriert noch politisch instrumentalisiert werden. Er sorge sich jedoch "über Gewalt, zunehmende Enthemmung von Wort und Tat und über ein Klima, das unsere Gesellschaft zu entzweien droht". Carius gehört der CDU an, die sich nicht an dem "Bündnis für Mitmenschlichkeit" beteiligt hat.

"Nicht gegeneinander ausspielen"

Der Vorsitzende der Liga der Wohlfahrtsverbände, Reinhard Müller, warnte davor, Flüchtlinge und andere bedürftige Menschen "gegeneinander auszuspielen". Romy Arnold von den Thüringer Bündnissen und Netzwerken gegen Rechts rief zum Engagement gegen Menschenfeindlichkeit auf.

Der Geschäftsführer des Verbands der Wirtschaft Thüringen, Stephan Fauth, plädierte für "Weltoffenheit und Toleranz", die für Erfolg in der globalen Ökonomie unabdingbar seien. Der stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Sandro Witt, würdigte die "beeindruckende Resonanz" auf den Aufruf des Bündnisses.

Veranstaltet wurde die Kundgebung von dem Bündnis "Mitmenschlich in Thüringen". Es wird von Religionsgemeinschaften, Sozialverbänden, Parteien, Arbeitgebervereinigungen, Gewerkschaften sowie dem Landessportbund getragen.


Quelle:
KNA