Bistum Würzburg setzt Betroffenenbeirat neu auf und muss sparen

Den Gürtel enger schnallen

Der Umgang mit Missbrauchsaufarbeitung auf der einen Seite und die finanzielle Situation der Diözese auf der anderen Seite: Das Bistum Würzburg hat an diesem Mittwoch nicht nur über den Betroffenbeirat gesprochen. Auch der Sparkurs war Thema.

Spitzen des Kiliansdoms in Würzburg / © Richi McWallace (shutterstock)
Spitzen des Kiliansdoms in Würzburg / © Richi McWallace ( shutterstock )

Das Bistum Würzburg stellt seinen Betroffenenbeirat neu auf. Bischof Franz Jung rief am Mittwoch Interessierte dazu auf, sich zu melden. "Mir sind der Austausch und das Gespräch mit den Betroffenen weiterhin sehr wichtig", sagte Jung. Erst nach der Konstituierung des Beirats könne die Aufarbeitungskommission im Bistum ihre Arbeit aufnehmen. Die Mitglieder seien gemäß der Vereinbarung der deutschen Bischöfe mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung ernannt.

Wer im Betroffenenbeirat mitarbeiten will, muss dazu bis 10. März sein Interesse schriftlich bekunden. Eine Auswahlkommission schlägt im Konsens dem Bischof daraus Mitglieder für eine Ernennung vor.

Dieses Gremium bilden der Würzburger Kinder- und Jugendpsychiater Marcel Romanos, der Würzburger Neurologe Christoph Uibel und die Psychotherapeutin Corinna Paeth, Leiterin des Recollectiohauses in der Abtei Münsterschwarzach.

Jung erläuterte die Neukonstituierung des Betroffenenbeirats, der sich bereits im September 2020 gebildet hatte. Der Rat war aus Treffen mit dem Bischof hervorgegangen, die es seit Juni 2019 gab und die offen ausgeschrieben waren. Die Betroffenen hätten dann dafür gestimmt, als Betroffenbeirat weiterzuarbeiten, sagte Jung. Er halte eine offizielle Ausschreibung nun aber für angebrachter, fügte der Bischof hinzu. Einzelne Betroffene hatten Kritik an dem zunächst in Würzburg gewählten Verfahren geäußert.

Das neu zu besetzende Gremium werde dann auch zwei Mitglieder aus den Reihen der Betroffenen für die Aufarbeitungskommission vorschlagen.

Daneben sollen vier Experten aus Wissenschaft, medizinischer Fachpraxis, Justiz und öffentlicher Verwaltung sowie ein Vertreter der Diözese die Aufarbeitung verantworten. Die Vorbereitungen seien nahezu abgeschlossen, sagte der Bischof.

Jung äußerte sich auch zur neuen Praxis von Anerkennungsleistungen für Betroffene. Die deutschen Bischöfe hatten beschlossen, dass sie sich grundsätzlich an Urteilen staatlicher Gerichte zu Schmerzensgeldern orientieren sollten. Daraus ergibt sich ein Leistungsrahmen von bis zu 50.000 Euro, Therapiekosten nicht eingerechnet. Bisher erhielten Missbrauchsopfer im Durchschnitt rund 5.000 Euro, in Härtefällen auch mehr. Jung sagte, seit Januar hätten fünf Menschen, die vom Bistum schon Geld erhalten hätten, neue Anträge gestellt.

Bistum Würzburg will 2021 zwölf Prozent weniger ausgeben

Das Bistum Würzburg will seine Ausgaben in diesem Jahr um rund 12 Prozent zurückfahren, muss aber weiter zur Deckung Rücklagen antasten. Das geht aus dem am Mittwoch vorgestellten Haushaltsplan für 2021 hervor. Die Ausgaben sollen demnach um 26 Millionen Euro auf etwa 196,5 Millionen Euro sinken. Dennoch bliebe wegen verringerter Erträge ein Fehlbetrag von etwa 10,5 Millionen Euro.

Das Bistum rechnet mit rund zehn Millionen Euro weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer. 2020 flossen aus dieser Quelle laut vorläufigem Ergebnis noch 166 Millionen, geplant waren zu Jahresbeginn 176 Millionen Euro. 2021 sind nur noch 156 Millionen Euro angesetzt. Nach einer veröffentlichten Aufstellung lagen die Kirchensteuereinnahmen in Würzburg 2020 erstmals seit sieben Jahren wieder unter Plan. Seit 2017 sind im Bistum die Ausgaben höher als die Einnahmen.

Sparen will die Diözese vor allem weiterhin beim Bauen. Mit einem Volumen von 13,8 Millionen Euro wurde dieser Etatposten fast halbiert. Aufgrund des geltenden Bau-Moratoriums werden mit dem Geld nur noch Notmaßnahmen durchgeführt und verbindliche Zusagen umgesetzt. Den größten Anteil an den Aufwendungen machen die Personalkosten mit 118,8 Millionen Euro aus.

Durch Corona seien die finanziellen Mittel früher als prognostiziert zurückgegangen, was sich auch auf die personellen Ressourcen auswirke, sagte Generalvikar Jürgen Vorndran. "Dem müssen und werden wir uns stellen." Das Bistum sei sich aber auch seiner Verpflichtung als kirchlicher und sozialer Arbeitgeber bewusst.

"Mit Blick auf die kommende Generation müssen wir uns jetzt verschlanken, um gerade jungen Menschen eine Zukunftsperspektive in der Kirche aufzeigen zu können." Er etabliere derzeit ein System für eine konsequente Nachverfolgung und Umsetzung der Sparmaßnahmen. Hier werde es neben der Abgabe von fast der Hälfte der Tagungshäuser weitere geben. Zu letzteren könne man noch keine konkrete Aussagen treffen, sagte Finanzdirektor Sven Kunkel. "Wir sind jedoch zuversichtlich, wie geplant bis Jahresende Lösungen für alle betroffenen Häuser zu finden." Es gebe bereits Anfragen und Kontakte zu möglichen Interessenten.


Bischof Franz Jung in einer Kirche / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Franz Jung in einer Kirche / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema