Kauder mahnt zu mehr Engagement für Religionsfreiheit

"In den Parlamenten muss mehr gemacht werden"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Kauder setzt sich seit langer Zeit für verfolgte Christen ein. Nach den Anschlägen in Sri Lanka fordert er, dass sich Parlamente weltweit stärker für Religionsfreiheit einsetzen.

Trauergottesdienst für die Opfer der Anschläge in Sri Lanka / © Gemunu Amarasinghe (dpa)
Trauergottesdienst für die Opfer der Anschläge in Sri Lanka / © Gemunu Amarasinghe ( dpa )

DOMRADIO.DE: Als Sie am Ostersonntag die schrecklichen Bilder aus Sri Lanka gesehen haben, was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?

Volker Kauder (CDU-Bundestagsabgeordneter): Hört es denn nie auf? Geht es immer so weiter? Jetzt auch neu in Ländern, wo wir bisher solche Gewalttaten gegen Christen nicht erlebt haben – und das alles an Ostern. Das ist mir durch den Kopf gegangen.

DOMRADIO.DE: Wie es der Zufall will: Nur wenige Tage zuvor hatten Sie einen Brief an die indische Botschafterin in Deutschland geschrieben und sich für die Rechte und die Freiheit der Christen in Indien verbürgt – gerade jetzt, während dort die Parlamentswahlen laufen. Was genau haben Sie der Botschafterin da ans Herz gelegt?

Kauder: Wir hatten dramatische Verfolgungen im Bundesstaat Orissa (heute Odisha), wo vor einigen Jahren schon mehr als hundert Christen umgebracht wurden. Bis zum heutigen Tag gab es da keine Entschädigungszahlungen. Die christlichen Familien leben noch immer vor ihren Dörfern. Ich war zweimal dort, habe es angeschaut. Und wir erleben jetzt weiter Bedrängung von Christen, so nach dem Motto: Indien und Hinduismus gehören zusammen und sonst nichts. Deswegen habe ich die indische Botschafterin in Berlin aufgefordert, sich mehr um die Situation der Christen zu kümmern und endlich denen in Orissa eine Entschädigung zukommen zu lassen.

DOMRADIO.DE: Haben Sie eine Antwort, haben Sie irgendeine Reaktion bekommen?

Kauder: Bis jetzt noch nicht. Das ist allerdings auch nicht zu erwarten. Es war ja erst in der Karwoche, dass ihr der Brief zugestellt wurde.

DOMRADIO.DE: Sie waren selbst mehrfach in Indien, auch in der betroffenen Region, um sich ein Bild von der Lage der Christen vor Ort zu machen. Was war Ihr eindringlichster Eindruck dort?

Kauder: Das Bemerkenswerte ist, dass dort Menschen sich zu ihrem Glauben bekennen, obwohl sie wissen, dass sie dafür unter Umständen auch mit dem Leben zahlen müssen. Ich habe dort eine Glaubenskraft und Glaubensüberzeugung erlebt, wie ich sie in Europa selten finde.

DOMRADIO.DE: Offenbar sollten die Anschläge in Sri Lanka Vergeltung für die Anschläge auf die beiden Moscheen in Neuseeland Mitte März sein. Welche politischen Möglichkeiten sehen Sie denn überhaupt, solch religiös motivierter Gewalt Einheit zu bieten?

Kauder: Dem Einhalt zu gebieten ist sehr schwer. Allerdings müssen wir schon von den Regierungen verlangen, dass sie das tun, was auch möglich ist. Und die Regierung in Sri Lanka gibt jetzt ja zu, dass sie Hinweise auf ein Attentat hatte und sie nicht ernst genommen hat. Das ist natürlich schon ein unglaublicher und dramatischer Vorgang. Die Menschen könnten noch leben, wenn gehandelt worden wäre. Und zweitens müssen wir das Thema Religionsfreiheit und gerade auch die Situation verfolgter Christen öffentlich machen. Von wenigen Staaten abgesehen – beispielsweise in Nordkorea – ist es den Führungen nicht egal, wenn sie als Verfolgerland dastehen. Da müssen wir intensiv tätig werden.

DOMRADIO.DE: Und Sie meinen da könnte noch viel mehr passieren? Speziell auch aus Deutschland?

Kauder: Da könnte und müsste noch mehr passieren – allerdings nicht nur auf Ebene der Regierungen, sondern auch auf Ebene der Parlamente. Deswegen haben wir ein Netzwerk von Parlamentariern auf der der ganzen Welt, das sich im Oktober in Singapur trifft. Da werden wir das Thema "Situation von Religionsfreiheit in Asien" besprechen. Und da muss auch mehr in den Parlamenten gemacht werden. Wir können nicht immer alles nur auf die Regierungen schieben, sondern Initiativen in vielen Parlamenten der Welt könnten dazu beitragen, dass sich da etwas ändert.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Volker Kauder / © Michael Kappeler (dpa)
Volker Kauder / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
DR
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