DOMRADIO.DE: "So, und wenn Sie jetzt mit der Maus auf den kleinen grünen Hörer drücken, dann können Sie ihre Enkel sehen. Die Maus ist das kleine handliche Ding am PC, mit dem Sie Sachen anklicken können" - so stelle ich es mir vor, wenn Jugendliche Senioren erklären, wie Videochat funktioniert. Läuft das wirklich so ab?
Elena Klein (youngcaritas, Ehrenamtlichen-Plattform der Caritas im Erzbistum Köln): Ja, ein Stück weit schon, weil man teilweise bei den Grundlagen anfängt, die für jüngere Menschen selbstverständlich sind. Zum Beispiel, dass man mit einem @-Zeichen immer jemanden verlinken kann, weil wir das in verschiedensten Messenger-Diensten haben. Das ist für uns total eingängig, aber das kann man eben nicht voraussetzen.
DOMRADIO.DE: Das kenne ich. Wenn meine Oma hört, dass mein Handy klingelt, dann fragt sie immer, ob da jemand mailt. Viele Senioren sind ja nicht wirklich vertraut mit der ganzen Technik, die für uns selbstverständlich geworden ist. Wo setzen Sie da an? Ist das Vorwissen immer gleich oder ist das ganz unterschiedlich?
Klein: Das ist tatsächlich sehr individuell. Der ein oder andere hat vielleicht schon selber ein bisschen ausprobiert im Bereich Videotelefonat, aber dann passt es eben beim Gegenüber noch nicht so ganz, und er würde demjenigen aber gerne helfen und da wiederum Wissen weitergeben, so dass wir da nur ein bisschen unterstützen. Und bei anderen fangen wir wirklich bei Null an und fangen erst einmal damit an, wie man sich überhaupt eine Anwendung für Videotelefonate herunterlädt.
DOMRADIO.DE: Wie machen Sie das mit den Hygienevorschriften? Erklären Sie das Ganze den Leuten am Telefon, oder wie funktioniert das?
Klein: Das war unsere Herausforderung in der Entwicklung dieses ganzen Projektes. Denn wir wollen natürlich nicht dazu aufrufen, dass Freiwillige sich mit Angehörigen treffen, in Heime können sie ja sowieso nicht rein. So dass klar war, das muss eigentlich alles telefonisch erfolgen. Und falls das nicht hilft, gibt's ja auch noch verschiedene kostenfreie Anbieter von Fernwartungs-Diensten, mit denen man sich dann auf Geräte schalten kann, wenn es gar nicht hilft, was man da erklärt.
DOMRADIO.DE: Wie kam denn die Idee zu der Aktion?
Klein: Die Idee ist zusammen mit unserer Abteilung Altenhilfe entstanden, die an die youngcaritas herangetreten ist. Wir sind eigentlich eine Plattform für das Engagement von jungen Menschen. Unsere Zielgruppe ist zwischen 13 und 27 Jahre alt. Und wir haben gesagt: "Hey, die Situation in den Heimen ist echt doof. Die Menschen können sich nicht mehr treffen, und wir würden da gerne ein bisschen helfen. Könnt ihr uns nicht da irgendwie unterstützen?" Und dann haben wir das gemeinsam entwickelt.
Bei uns gibt's viel digitale Expertise, und die fehlt sowohl bei den Mitarbeitenden in den Heimen - obwohl es da auch viele positive Beispiele gibt - als auch auf der Seite der Angehörigen. Denn natürlich sind auch viele Angehörige nicht mehr jung, wenn sie ihre Eltern im Heim haben. Wir haben das dann gemeinschaftlich entwickelt und im ganzen Bistum ausgerollt und ziehen gemeinsam an einem Strang.
DOMRADIO.DE: Kriegen Sie da eine Rückmeldung, wie das Angebot aufgenommen wird?
Klein: Bis jetzt haben wir total positive Resonanz bekommen, weil dieses Thema wirklich besteht, dass die Leute totale Sehnsucht nach Kontakten haben. Deswegen freuen sich viele, so ein Angebot zu haben. Und an vielen Ecken und Enden glaubt man wirklich gar nicht, wie wenig Erfahrung in diesem Bereich der Digitalisierung vorliegt. Wir entwickeln es gerade weiter.
Es gibt natürlich verschiedenste Formate, wo man jetzt unterstützen kann. Da sind zum Beispiel Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche untergebracht sind, die das vielleicht können, aber deren Eltern möchten gerne mit ihnen skypen und schaffen das dann auch wieder nicht. Wir möchten da eben unsere Aktion auch noch für verschiedenste Formate weiterentwickeln und auch außerhalb der Krise etablieren. Denn der Bedarf ist auf jeden Fall da.
DOMRADIO.DE: Das wäre natürlich schön und wünschenswert. Wie wird denn die Hilfe organisiert? Wo kann ich mich melden, wenn ich Hilfe brauche und gerne mit den Enkeln skypen möchte, aber nicht weiß, wie das funktioniert?
Klein: Am besten man schreibt eine Mail an: kontakthalten@caritasnet.de. Darüber organisieren wir die Vermittlung. Wir sehen uns da wirklich als Mittler. An dieser Mailadresse melden sich sowohl Freiwillige, und davon haben wir jetzt schon eine ganze Menge, als auch Menschen, die irgendwie Unterstützung brauchen: ob beim Videotelefonat oder einem anderen digitalen Problem, ob als Heimbewohner oder Angehöriger. Ob er schon vorher irgendetwas mit der Caritas am Hut hatte oder nicht, ist uns im Endeffekt egal. Wir wollen einfach unterstützen, so gut wir können.
Das Gespräch führte Michelle Olion.