DOMRADIO.DE: Trauerfeiern können in Coronazeiten nur noch sehr beschränkt stattfinden. Sind Trauerhallen jetzt wieder wie beim ersten Lockdown im Frühjahr betroffen?
Christoph Kuckelkorn (Bestatter): Gott sei Dank nicht. Wir sind sehr glücklich, dass die Regelungen hier sehr am Menschen orientiert wurden. Die Trauerhallen sind sehr reduziert nutzbar. Das heißt, es gibt nicht so viele Plätze, die belegt werden können. Vor den Trauerhallen dürfen aber unbegrenzt viele Menschen stehen, und das hilft uns natürlich sehr. Wir merken, dass Trauer für die Menschen ein ganz wichtiger Punkt ist und dass dabei Einschränkungen sehr schwer hinzunehmen sind.
DOMRADIO.DE: Bei den Trauerfeiern kann nur eine begrenzte Zahl von Angehörigen und Freunden teilnehmen. Ist da das Streamen dieser Trauerfeiern im Internet eine Alternative?
Kuckelkorn: In der ersten Zeit, als das sehr eingeschränkt war und nur Verwandte ersten Grades hier in Köln zu einer Bestattung kommen konnten und nur zehn bis zwölf Personen geduldet waren, da war das tatsächlich manchmal der einzige Weg, um Familien mit einzubeziehen. Heute ist das stellenweise auch noch der Fall, denn die Familie lebt nicht immer am Ort. Sie kann auch in der Welt verstreut sein. Dann ist es absolut wichtig, die Familie in Australien, Amerika und den anderen Ländern mit einzubeziehen, die jetzt nicht hierhin reisen können.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle kann das Internet denn generell beim Trauern um einen Angehörigen spielen? Haben Sie da schon Erfahrung bei der Begleitung von Trauernden?
Kuckelkorn: Der Kreis der Trauernden ist tatsächlich größer als man denkt. Es ist nicht immer nur die Familie, die trauert. Es sind Arbeitskollegen, Freunde und Schulfreunde. Das sind ganz große Kreise, die sich noch mit einbeziehen. Da ist das Internet tatsächlich ein großer und wichtiger Faktor. Gedenk-Seiten werden geschaltet und Menschen können dann virtuelle Kerzen aufstellen. Das sind Riten, die sich in der neuen Zeit gebildet haben, die auf alten Riten fußen und damit passen sie auch zu den Menschen.
DOMRADIO.DE: Kann denn der Besuch einer Internetseite, die jemand für einen Verstorbenen einrichtet, den realen Besuch auf dem Friedhof ersetzen?
Kuckelkorn: Natürlich nicht. Wir merken das auch bei der Kondolenz am Grab. Auch wenn das im Augenblick gar nicht so "state of the art" ist, sich zu umarmen, es fällt den Menschen sehr schwer. Aber da müssen wir immer wieder aufmerksam sein und daran erinnern, dass wir in einer besonderen Zeit sind, die das nicht zulässt. Der Körper, die körperliche Nähe, der direkte Kontakt ist einfach wichtig für die Menschen. Das lässt sich nicht ersetzen.
DOMRADIO.DE: Wie sehen Sie jetzt den kommenden Monaten entgegen? Für Angehörige von Verstorbenen wird das nicht leicht, wenn sie nicht in einer größeren Trauerfeier Abschied nehmen können. Was meinen Sie dazu?
Kuckelkorn: Wir sind erfindungsreich und versuchen, Trauerfeiern bei relativ gutem Wetter im Freien zu gestalten. Dann sind Trauergruppen auch wieder größer möglich. Wir merken aber auch, dass viele Menschen gar nicht den Mut haben, um zusammenzukommen. Viele ältere Menschen mögen nicht auf den Friedhof kommen und kondolieren lieber per Telefon. Sie werden dann über Fotos oder auch einen Livestream mit einbezogen. Das ist das, mit dem wir jetzt leben müssen. Aber wir hoffen auch, dass diese Zeit bald vorbei ist und wir wieder zu der Trauer kommen, die für unsere Trauerarbeit und für uns Menschen so wichtig ist.
Das Interview führte Carsten Döpp.