Diskussion um Impfstart in Europa

Der gemeinsame Weg?

Zu Beginn der europaweiten Impfungen gegen Covid-19 gibt es Anerkennung und Kritik. Der vatikanische Chef-Ethiker lobt den gemeinsamen Weg Europas. Caritas international fordert indessen eine gerechtere Verteilung von Impfstoffen.

Symbolbild Impfung / © Tero Vesalainen (shutterstock)

Das sagte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben laut der italienischen Tageszeitung "Corriere della Umbria" (Montag). Dies zeige die Verantwortung von Wissenschaft und Politik, aber auch von Moral und Justiz.

Der Kurienerzbischof lobte die Entscheidung, nicht nur medizinisches Personal, sondern auch betagte Menschen vorrangig zu impfen. Mit den Schwächsten anzufangen, mache die Gesellschaft stärker und menschlicher. Zugleich betonte er, die Impfstoffe müssten "für alle und in allen Ländern" verfügbar sein.

Paglia sagte weiter, er selbst werde sich "ohne Frage" impfen lassen, jedoch erst, wenn er nach den Vorgaben der Regierung an der Reihe sei. Der italienische Erzbischof ist 75 Jahre alt. Er ist zugleich Leiter einer italienischen Regierungskommission, die vor dem Hintergrund der Pandemie-Erfahrungen eine Umstrukturierung von Alten- und Pflegeheimen begleiten soll.

Caritas international fordert faire Impfstoff-Verteilung weltweit

Eine gerechtere Verteilung von Corona-Impfstoffen auch an arme Staaten weltweit hat die Entwicklungsorganisation Caritas international gefordert. "Aktuell haben die entwickelten Staaten bis zu 85 Prozent der verfügbaren Impfdosen reserviert, obwohl sie nur 14 Prozent der Weltbevölkerung stellen", kritisierte Caritas international-Leiter Oliver Müller am Montag im Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden.

Er forderte die reichen Staaten dazu auf, das geplante Programm "Covax" zur Verteilung von Impfdosen auszuweiten. "Im Grunde ist dies eine gute Idee, von der die ärmsten Menschen weltweit profitieren können", so Müller. Derzeit seien die geplanten Mengen aber "viel, viel zu gering", so dass ein Großteil der Menschen in armen Staaten 2021 keine Chance auf eine Impfung habe.

Caritas international verwies zugleich auf die indirekten Folgen der Pandemie. "Auf die Corona-Pandemie folgt eine Pandemie des Hungers, und diese hat bereits begonnen", so Müller. Derzeit seien 215 Millionen Menschen von humanitärer Hilfe abhängig. "So viele wie nie zuvor."

Früherer Ethikrats-Vorsitzender kritisiert Impfreihenfolge

Der frühere Ethikrats-Vorsitzende Peter Dabrock hat die Reihenfolge bei den Corona-Impfungen in Deutschland kritisiert. So hätte stärker berücksichtigt werden müssen, wie viele nicht zu vermeidende Kontakte und damit Infektionsrisiken bestehen, sagte Dabrock am Montag dem Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden. "Zum Beispiel bei den Pflegekräften und auch bei denjenigen, die an der Kasse eines Supermarktes sitzen und von Berufswegen mit einem ständig wechselnden Personenkreis zu tun haben."

Diese Menschen tragen nach Ansicht Dabrocks "ein ungeheuer großes Risiko", das beispielsweise auch größer sei als das allgemeine Risiko von 60- bis 75-Jährigen. "Dieser Personenkreis hat zwar ein hohes Risiko, ist aber in der Lage, es mit verschiedenen flankierenden Maßnahmen für sich persönlich zurückzuhalten." Kritisch sieht der evangelische Theologe auch, dass die Einteilung der Impfreihenfolge nicht im Bundestag debattiert worden sei.


Quelle:
KNA