DOMRADIO.DE: Bis August 2020 soll ein konkreter Fahrplan auf den Weg gebracht sein, um in den Bereichen Bau und Energie, Mobilität sowie Beschaffung zur klimaneutralen Kirche zu werden. Das Ziel soll bis 2030 erreicht sein, die Landeskirche will dies deutlich vor 2050 schaffen. Klimaneutral bis 2030 – ist das überhaupt zu schaffen?
Benedikt Schalk (Referatsleiter Energie und Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg): Da gehen die Meinungen auseinander. Wir haben eine Kommission "Schöpfung und Umwelt", die vom Bischof eingerichtet worden ist und die dafür sorgen soll, dass dieses Ziel erreicht wird. Auch da klaffen die Meinungen auseinander. Die einen meinen, es wäre nur eine Vision. Die anderen sagen, es kommt darauf an. Wir müssen es nur wollen und investieren. Die Technik und alles, was wir brauchen, ist da.
DOMRADIO.DE: Wie ist das zu erreichen, wenn es wirklich mehr sein soll als nur eine Vision?
Schalk: Wir müssen uns als Diözese und unser Handeln entsprechend auf dieses Ziel ausrichten. So steht es auch im Dekret, das der Erzbischof im Dezember letzten Jahres bei der Errichtung der Kommission veröffentlicht hat. Da muss dann jeder an seinem Platz – sei es in der Kirchengemeinde, in einer Verwaltungseinrichtung oder in der Bistumsleitung – schauen, was er zu diesem Ziel beitragen kann. Das ist die Grundlage.
Und operativ müssen wir uns fragen: Wie gehen wir besser mit der Energie um? Wie investieren wir in welche Gebäude, sodass sie uns unserem Ziel näher bringen? Dafür müssen wir auf erneuerbare Energien beispielsweise in der Beheizung umsteigen.
Hier im Südwesten ist das ziemlich geschickt eingerichtet, weil wir mit den vier Kirchen in Baden-Württemberg (Anm. d. Red.: Die katholischen Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart und die evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg) seit 2008 einen einen gemeinsamen Energieversorger haben, der uns ökologischen Strom liefert.
Bei uns in der Diözese Freiburg sind 80 Prozent der Kirchengemeinden dort Kunde. Von daher gibt es eine gute Basis und die KSE (Gesellschaft zur Energieversorgung der kirchlichen und sozialen Einrichtungen) versteht sich dabei als Motor der kirchlichen Energiewende.
Es wird natürlich nicht gelingen, alle Erdgas- oder Ölheizungen bis dahin auszutauschen. Es wäre ökologisch auch nicht sinnvoll, eine funktionierende Heizung rauszuschmeißen. Es wird also darum gehen, sozusagen böse Energie zu verdrängen, und selber in die Energieproduktion einzusteigen. Zum Beispiel haben wir schon überlegt und sind in ersten Planungen, eine Photovoltaik-Offensive aufzuziehen (Anm. d. Red.: Erzeugung elektrischer Energie mittels Solarzellen).
DOMRADIO.DE: Erzdiözese Freiburg und evangelische Landeskirche in Baden machen gemeinsame Sache. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Schalk: Wir fangen beide nicht bei Null an. 2006 haben wir in der Diözese Freiburg eine Energie-Offensive gestartet. Und da kam über unseren Dienstleister, der parallel von der evangelischen Landeskirche angefragt worden ist, der Hinweis, dass hier ja beide Kirchen etwas wollen. Und er dachte, die kann man ja mal zusammenspannen.
Das ist gelungen und seither haben wir eine gute ökumenische Zusammenarbeit. Denn einer Heizung ist es konfessionell relativ egal, wer sie sie optimiert – das geht in beiden Kirchen gleich. Und dann haben wir das schöne Glück, dass die evangelische Landeskirche in Baden und die Diözese Freiburg ein fast deckungsgleiches Gebiet umfassen. Das heißt, wir wissen, wo die Menschen sind. Und wenn wir zum Beispiel Schulungen anbieten, dann können wir die Leute der evangelischen Kirche parallel und gemeinsam einladen.
DOMRADIO.DE: Sie sind mit ihren ambitionierten Klimazielen eher ein Einzelfall. Bräuchte es nicht irgendwie ein Gesamtpaket der Bischofskonferenz, an dem alle 27 Bistümer eingebunden sind?
Schalk: Zum Gesamtpaket gibt es eine Tendenz. Die Bischofskonferenz hat ja vor kurzem die Handlungsempfehlungen für Klimaschutz verabschiedet. Zehn Eckpunkte, in denen klar gesagt wird, da wollen wir uns verbessern. Die Grundsteine sind gelegt und die Bischöfe haben gesagt, wir wollen da vorangehen.
Das Interview führte Carsten Döpp.