Pfarrer erfährt Dezember als unbeliebten Monat zum Heiraten

Der Jahreswechsel und der Bund fürs Leben

Der Dezember ist ein beliebter Hochzeitsmonat. Denn wer vor dem Jahresende standesamtlich heiratet, kann auf Steuervorteile hoffen. Aber wie sieht es bei kirchlichen Trauungen aus? Sind die Kirchen dann auch mit Brautpaaren gefüllt?

Kirchliche Hochzeit / © AndiPu (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Standesamtliche Trauungen im Dezember sind beliebt. Wie sieht das bei kirchlichen Trauungen aus?

Pfarrer Regamy Thillainathan (Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln): Die gibt es gar nicht so oft. Ich würde sagen, die meisten Anfragen zu kirchlichen Trauungen kommen zwischen Mai und Oktober. Dann wollen die meisten Paare heiraten. 

Pfr. Regamy Thillainathan (DR)
Pfr. Regamy Thillainathan / ( DR )

Ich habe in meiner bis jetzt elfjährigen priesterlichen Dienstzeit eigentlich nur eine einzige Trauung im Dezember gehabt. Ansonsten war es eher in der Zeit von Mai bis Oktober.

DOMRADIO.DE: Das ist ja eigentlich ganz gut, denn im Dezember haben Sie ja auch ganz viele andere Sachen zu tun, oder?

Pfarrer Regamy: Ja, genau. Aber auch wenn jetzt eine Anfrage kommen würde, könnte man das natürlich irgendwie einrichten, wenn wir es früh genug wüssten. Aber es kommen keine Anfragen.

DOMRADIO.DE: Kann man also davon ausgehen, dass Menschen, die im Dezember schnell noch standesamtlich heiraten, die kirchliche Trauung später nachholen?

Pfarrer Regamy: Ich kenne ganz viele Paare, die in den Sommermonaten kirchlich geheiratet haben. Aber die standesamtliche Trauung war tatsächlich schon im Dezember oder auch kurz davor. Wenn sich die Leute entschließen, den Bund der Ehe einzugehen, und der Antrag irgendwann im Laufe des Jahres erfolgt ist und dann klar ist, dass sie im nächsten Jahr kirchlich heiraten wollen, dann wird die standesamtliche Trauung häufig eher als ein Rechtsakt angesehen.

Es macht ja auch Sinn, wenn es steuerliche Vorteile bringt, in dem Jahr zu heiraten, in dem die Vorteile am meisten einbringen. Wenn man noch bis Dezember heiratet, dann gilt das Ehepaar steuerlich rückwirkend für das ganze Jahr als verheiratet. Diesen Vorteil, denke ich, sollte man, wenn man diese Planung irgendwie im Blick hat, sicherlich auch mit einberechnen.

DOMRADIO.DE: Kommen finanzielle Aspekte in Traugesprächen, die Sie führen, eigentlich in irgendeiner Form auch schon mal vor?

Pfarrer Regamy: Wenn ich Ehepaare vorbereite, dann bereite ich sie auch länger vor. Das geschieht über Ehevorbereitungskurse, die ich dann mit begleite. Und da kommt hin und wieder auch diese finanzielle Frage zum Vorschein.

Da geht es aber eher um die Frage, ob verschiedene Konten weiterhin beibehalten werden sollen oder nicht. Wenn sich die Paare für ein gemeinsames Konto entscheiden, fragen sie sich, wie sie damit umgehen. Besonders dann, wenn aus der gemeinsamen Kasse jemand Geld benötigt, um die eigene Familie zu unterstützen. Das sind dann also doch eher spezielle Fragen, die dabei auftauchten.

Die finanziellen Fragen tauchen aber auch dann noch einmal besonders auf, wenn ältere Menschen den Bund der Ehe eingehen wollen. Wenn zum Beispiel eine Witwenrente im Spiel ist oder überhaupt die Rente ein Thema ist, wird dann schon genau geguckt, wie die Paare auch im Blick auf die finanzielle Versorgung den Bund der Ehe eingehen können.

DOMRADIO.DE: Das gesparte Steuergeld können die Paare dann direkt wieder ins Brautkleid investieren.

Pfarrer Regamy: Das wurde mir noch nicht mitgeteilt, aber das würde ja Sinn machen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Unauflöslichkeit der Ehe

Der Ehebund zwischen Mann und Frau ist aus katholischer Sicht ein Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen. Deshalb betrachtet die Kirche die Ehe als unauflöslich. Handelt es sich um eine Ehe unter Getauften (auch nichtkatholischen), so hat die Ehe zugleich den Charakter eines Sakraments, also gewissermaßen einer heiligen Verbindung. Eine gültig geschlossene und geschlechtlich vollzogene Ehe zwischen Getauften kann nach dem katholischen Kirchenrecht "durch keine menschliche Gewalt und aus keinem Grunde, außer durch den Tod, aufgelöst werden".

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Quelle:
DR