Katholisches Hilfswerk ruft zu einer Briefaktion für Asia Bibi auf

Der Kanzlerin Druck machen

Die Bundeskanzlerin soll sich persönlich bei der pakistanischen Regierung für die Freiheit, Sicherheit und Ausreisemöglichkeit der Christin Asia Bibi einsetzen. Dazu ruft das Hilfswerk missio Aachen auf. Jeder kann diese Forderung unterstützen.

Einsatz für Asia Bibi (missio)
Einsatz für Asia Bibi / ( missio )

DOMRADIO.DE: Mit den E-Mail- und Briefvorlagen von missio Aachen können Bürgerinnen und Bürger Bundeskanzlerin Merkel auffordern, sich dafür einzusetzen, dass die rechtskräftige Entscheidung des Obersten Gerichtshofes Pakistans, das Todesurteil gegen Asia Bibi wegen angeblicher Blasphemie aufzuheben und sie in Freiheit zu entlassen, von der pakistanischen Regierung garantiert bleibt. Ist mit der Briefaktion die Hoffnung verbunden, dass Ihre Nachricht bei Kanzlerin Merkel ankommt und die Bundesregierung aktiv wird?

Johannes Seibel (Pressesprecher missio Aachen): Diese Hoffnung haben wir aus zwei Gründen: Erstens haben wir mit der Bundesregierung schon längere Zeit über das Thema gesprochen und die Bundesregierung auch mit Projektpartnern in Kontakt gebracht. Die Bundesregierung weiß also Bescheid. Und zweitens ist der Fall so, dass aus unserer Sicht nur noch eine politische Intervention helfen kann. Und hier ist die Bundesregierung in der Pflicht. Sie hat sich auch in der Vergangenheit schon sehr stark für Menschenrechte eingesetzt. Am Beispiel Deniz Yücel sieht man, dass dieser Einsatz sich lohnt. Das kann dazu führen, dass einzelne Personen auch freikommen können.

DOMRADIO.DE: Warum ist gerade Deutschland in der Pflicht?

Seibel: Die Bundesregierung hat sich der Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet. Religionsfreiheit ist ein sehr wichtiges Menschenrecht. Das gilt für Angehörige aller Religionen und auch für Christen. In Deutschland ist der Fall Asia Bibi von vielen Institutionen und Organisationen immer wieder thematisiert worden. Ich weiß aus politischen Gesprächen, dass bei der Bundesregierung das Thema präsent ist. Es würde Deutschland gut anstehen, wenn es sich dafür einsetzen würde, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes umgesetzt wird. Gleichzeitig sollte die Regierung immer wieder darauf aufmerksam machen, dass der Einsatz für weltweite Religionsfreiheit gemeinsam mit allen Religionen und mit allen Menschen guten Willens angepackt werden muss.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie diese aktuelle Wendung im Fall Asia Bibi aufgenommen?

Seibel: Mit einer doppelten Verwunderung. Die Berufungsverhandlung ist ja schon seit 2015 terminiert und immer wieder verschoben worden. Wir hatten die Befürchtung, dass das so lange verschoben werden soll, bis Asia Bibi entweder in der Gefangenschaft stirbt oder der Fall vergessen wird. Insofern waren wir sehr überrascht und erfreut, als Anfang Oktober der Fall angehört und dann auch tatsächlich die Todesstrafe aufgehoben wurde und Bibi freigesprochen wurde.

Wir waren auch guter Hoffnung, weil die höchsten Richter des Gerichtes den Fall verhandelten und weil es eine längere Zeit zwischen der Anhörung und der Urteilsverkündung gab. Das ist ungewöhnlich und wir hatten gehofft, dass in dieser Zeit alle Vorbereitungen für eine Ausreise getroffen werden. Daraufhin waren wir wieder negativ überrascht, dass dies nicht geschah und dass dann die Protestaktionen islamistischer Hardliner dazu führten, dass jetzt die Regierung zugesichert hat, eine Revision zuzulassen. Wobei eine Revision allein der Oberste Gerichtshof zulassen kann. Es ist in der Verfassung nicht vorgesehen und hier müssen wir noch abwarten, wie sich die Lage entwickelt.

DOMRADIO.DE: Sie machen sich auch gegen Islamophobie stark. Warum ist es Ihnen wichtig, das in dem Rahmen zu betonen?

Seibel: Der Einsatz für Religionsfreiheit und der Einsatz für bedrängte Christen wird nicht dadurch erfolgreich, dass man Religionen gegeneinander ausspielt. Im Gegenteil, man muss versuchen, die wechselseitige Ausgrenzung zu überwinden. Für bedrängte Christen, für Opfer von Verletzung der Religionsfreiheit können sich die Religionen nur gemeinsam einsetzen, wenn sie den politischen und ideologischen Missbrauch oder den Missbrauch der Religion für wirtschaftliche Zwecke durchbrechen. Zudem sehen wir auch in Pakistan muslimische Kräfte und Organisationen, die versuchen, gemeinsam mit Christen den Missbrauch der Blasphemiegesetze zu beenden. Sie fordern Gesetze, die diesen Missbrauch verbieten. Der Missbrauch der Blasphemiegesetze ist das große Problem.

Info:

Hier Brief an Bundeskanzlerin Merkel abschicken!

Das Interview führte Aurelia Rütters.


Quelle:
DR