Die Pole schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Dürren und Naturkatastrophen mehren sich. Die Auswirkungen des Klimawandels sind bekannt – auch, dass er in diesem Ausmaß menschengemacht ist. Vom 6. bis 17. November treffen sich Delegierte aus der ganzen Welt bei der Weltklimakonferenz (COP23) in Bonn. Gastgeber in diesem Jahr: Die Republik Fidschi.
Der Klimawandel hat dramatische Folgen für Mensch und Umwelt
Fidschi ist selber vom ansteigenden Meeresspiegel bedroht. Bewohner ganzer Dörfer müssen umgesiedelt werden. Auch in anderen Regionen der Welt zwingt der Klimawandel die Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen – aufgrund von fehlender Nahrungsgrundlagen zum Beispiel. Das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht und der Planet erleidet Schäden, die irreparabel sind. Papst Franziskus spricht von einer "unermesslichen Mülldeponie".
Das freiwillige Klimaabkommen von Paris war ein bedeutender Meilenstein in der Klimadiplomatie. Doch auch dieser historische Moment hat durch den Austritt der USA Risse bekommen. Das Ziel der Weltklimakonferenz in Bonn ist die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf maximal zwei Grad. Es wird aber auch darum gehen müssen, die angekündigten Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft deutlich zu erhöhen, mahnen die Experten.
Kritik von Papst Franziskus
Auch Papst Franziskus warnt, die Politik reagiere auf internationaler Ebene oft zu "schwach". Das katholische Oberhaupt hat dazu aufgerufen die "Ratschläge der Wissenschaft zur Situation des Planeten" nicht zu überhören. Seine Enzyklika "Laudato si", die 2015 erschienen ist, sollte aufwecken: Klimawandel, die Schäden des Ökosystems und soziale Ungerechtigkeit haben etwas miteinander zu tun – und bedrohen die Schöpfung.
Klimaschutz ist nicht nur Sache der Politik, macht Franziskus in seinen Reden deutlich. Jeder Einzelne sei gefragt – auch in seiner Kirche. Ein Blick auf die kirchlichen Hilfswerke zeigt: Die Kirchen engagieren sich für das "gemeinsame Haus", wie Papst Franziskus den Planet Erde nennt. Auch Klimaschutzprogramme der einzelnen Bistümer verdeutlichen, dass sich die Amtskirche der Aufgabe mit eigenen Managern, Budget und Netzwerken widmet.
Stellt sich die Kirche ihrer Verantwortung?
Gegenüber domradio.de stellten sich Julia Seeberg, Geschäftsführerin "Nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und Gemeindereferent Simon Marx aus dem Bistum Würzburg der Frage: Wer sorgt sich um das gemeinsame Haus?
Derr Gemeindereferent in der Pfarreiengemeinschaft "Regenbogen im Bachgau" ist mit dem Thema schon lange vertraut. 2008 hat Simon Marx seine Zulassungsarbeit mit dem Titel "Klimaschutz - Eine Herausforderung für Kirche und Gesellschaft" geschrieben. Geht es nach ihm, sollte sich die Kirche an der Basis, zum Beispiel mit Umweltverbänden, viel besser vernetzen und nicht versuchen alles selber zu machen. Auch sei Mut gefragt um das Thema "Bewahrung der Schöpfung" häufiger in die Verkündigung einzubinden.
Vom pastoralen Dienst bis zum Wirtschaftsbetrieb Kirche
Für Julia Seeberg, die beim ZdK für den Sachbereich Umwelt zuständig ist, geht es aber auch darum, das System dementsprechend anzupassen. Ressourcen müssten geschafft werden. Das Engagement Einzelner sei enorm wichtig, es brauche aber ein System dahinter und klare Regelungen, die auch für die Mitarbeiter eine Orientierung böten, so Seeberg.
In der Vergangenheit hätten soziale Themen Vorrang gehabt. Die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus hätte aber noch einmal betont, dass die sozialen Fragen sehr eng mit den Umweltfragen zusammenhängen. Die Herausforderung sei, diese Fragen in allen Themenfeldern auch gemeinsam zu denken, sagt Seeberg.
Kritik und Reaktionen der Deutschen Bischofskonferenz
Für Prof. Dr. Edenhofer, stellvertretender Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ist es wichtig, dass gerade die Kirchen dieses Problempaket Armut, Klimawandel und Entwicklungshilfe sehr viel integraler betrachteten und nicht nur über die Frage nachdenken, ob in der ein oder anderen Kirchengemeinde vielleicht auch PV, also Photovoltaik, genutzt werden sollte. Edenhofer glaubt, dass auch die deutschen Bischöfe sich mit dem Thema kaum beschäftigt haben und kaum einen Zugang zum Thema Klimawandel gehabt hätten.
Angesprochen auf die Kritik, reagiert der Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Ökologische Fragen" der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr. Bernd Uhl, bei der Herbstvollversammlung in Fulda verständnisvoll. Er nehme die Kritik sehr ernst, so Uhl. Er könne beipflichten, dass Ökologie über Jahre hinweg vielleicht ein Nebenthema in der Kirche gewesen sei.
Es wird aber deutlich: Die Kirche hat die Dringlichkeit verstanden. So kündigt die Bischofskonferenz an, sich für den Klimaschutz einsetzen zu wollen. Man werde schon bei den derzeitigen Koalitionsverhandlungen nachfragen, kündigte ihr Vorsitzender Kardinal Marx bei der diesjährigen Herbstvollversammlung an. Die Kirche habe durch die Enzyklika "Laudato si" eine klare Position, ohne sich zu übernehmen: Es gehe nicht um irgendwelche Einzelinteressen, sondern um das Überleben der Menschheit und vor allem um das Schicksal der Ärmeren, macht Kardinal Marx deutlich.