domradio.de: Was kann Kirche für den Klimaschutz tun? Der stellvertretende Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Prof. Dr. Edenhofer, hat gesagt, die Kirche bleibt weit hinter dem zurück, was Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" fordert. Wie reagieren Sie darauf?
Weihbischof Bernd Uhl (Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz): Ich nehme diese Kritik sehr ernst. Ich kann schon sagen, dass Ökologie vielleicht über Jahre hinweg ein Nebenthema in unserer Kirche war. Da waren sicher einige Aktivisten, die sich in Pfarreien oder Verbänden sehr vorbildlich eingesetzt haben. Aber nun, nachdem Papst Franziskus mit seiner Enzyklika das zu einem Hauptthema in unserer Kirche gemacht hat, müssen wir auch als Bischofskonferenz und in den Diözesen zweifellos mehr tun, als bisher. Wir können das auch.
domradio.de: Fahrräder und Solarzellen auf dem Dach reichen da aber bei weitem nicht aus, sagt Professor Edenhofer. Es brauche noch viel mehr, zum Beispiel eine ökosoziale Steuerreform. Wie stehen Sie zu solchen Forderungen?
Uhl: Gut, das ist ein Hebel, wo man ansetzen kann. Wobei ich ein bisschen skeptisch bin bei dem Motto "Hoch mit den Ökosteuern" oder, dass der Liter Benzin fünf Euro kosten muss. Dann werden wir da eine Absenkung bekommen. Man muss auch bedenken, dass alles soziale Folgen hat. Können arme oder weniger begüterte Menschen so etwas dann noch bezahlen? Auch die brauchen Energie, auch die müssen sich fortbewegen. Also bitte keine Radikalkuren, aber als Kirche können wir zum Beispiel sehr viel noch im Bereich der Energie tun. Da können wir noch sehr viel einsparen und Initiative ergreifen.
domradio.de: In wie weit kann denn die Deutsche Bischofskonferenz beim Thema Einfluss nehmen auf die Bistümer, dass zum Beispiel Investitionen in klimaschädliche Firmen ausgeschlossen werden können?
Uhl: Direkt kann die Bischofskonferenz gar nichts. Aber wir können über das Instrument einer Selbstverpflichtungserklärung oder, dass wir uns auf bestimmte Handlungsziele einigen natürlich vereinbaren: Wir wollen das tun. Ich meine, da gibt es sehr gute Ansätze, auch in einer Zeit, wo die großen Energieversorger in Deutschland, wie RWE oder EnBW in Baden-Württemberg selbst anfangen, aus der Kohle auszusteigen.
domradio.de: Ein großes Thema ist auch das Thema Klimagerechtigkeit. Wie kann die Kirche, vielleicht auch zusammen mit anderen Bischofskonferenzen, bei diesem Thema noch mehr tun?
Uhl: Gerechtigkeit heißt ja vor allem auch für die kommenden Generationen, für diese Generation, dass wir nicht auf Kosten anderer wirtschaften können, Energie verbrauchen können. Das wirkt sich auf Länder in der südlichen Halbkugel aus, aber es wirkt sich vor allem auf die Menschen der kommenden Generation aus. Denen dürfen wir kein ökologisches Trümmerfeld hinterlassen. Aber ich glaube, wir als deutsche Bischofskonferenz haben zwar Einfluss auf andere Bischofskonferenzen aber da ist der große Helfer der Heilige Vater selbst. Der motiviert die anderen Bischofskonferenzen glaube ich jetzt sehr stark und diese Motivation ist auch aufgenommen worden im Großen und Ganzen auf der ganzen Weltkugel.
domradio.de: Nochmal zurück zur Kritik von Professor Edenhofer, der auch gesagt hat es brauche einen stärkeren kirchlichen Lobbyismus zu diesem Thema. Wo kann dieser Lobbyismus stattfinden?
Uhl: Wir als katholische Kirche können nicht der Politik irgendwelche Vorschriften machen oder Kommandos erteilen. Manchmal besteht ja auch die Vorstellung katholische Kirche ist unglaublich mächtig. Wenn die was sagt, wird das befolgt. So ist es nicht. Aber wir können über Bewegungen, über Menschen, die in Parteien sind, durchaus Einfluss ausüben.
Das Interview führte Jann-Jakob Loos.