Die freiwilligen kirchlichen Einschränkungen hätten nichts mit Religionsfeindlichkeit seitens der Politik zu tun, sondern seien der gesamtgesellschaftlichen Solidarität geschuldet, sagte Schönborn im Interview der Presseagentur Kathpress. Der Kardinal wörtlich: "Der Lockdown gilt für uns alle. Wir müssen aufeinander schauen, und das heißt auch, wir müssen das überall tun, zu Hause, in der Kirche, in den Betrieben und in den Geschäften."
Kein Verständnis für innerkirchliche Kritik
Für innerkirchliche Kritik, dass für einige Zeit öffentliche Gottesdienste ausgesetzt waren und werden, zeigte Schönborn kein Verständnis: "Das Jammern darüber empört mich", so der Wiener Erzbischof: "Es empört mich, wenn ich daran denke, dass in den Flüchtlingslagern der Welt zahllose Menschen über Monate und Jahre von ihrer Religionsausübung abgehalten sind und keinen Trost eines gemeinsamen Gottesdienstes haben."
In Österreich seien die Kirchen immer offen. Es werde auch niemand daran gehindert, über Radio, Fernsehen oder Live-Stream an Gottesdiensten teilzunehmen. Dafür, dass die Sakramentenspendung eine Zeit lang nur in beschränkter Weise möglich ist, müsse man Verständnis aufbringen, so Schönborn: "Millionen Menschen auf der Welt müssen oft jahrelang auf die Sakramente verzichten, aber sie können deswegen trotzdem ihre Beziehung zu Gott und ihre Nachfolge Christi leben."
Zusammenarbeit von Kirchen und Staat
Der Kardinal verwies im Kathpress-Interview auf eine gute Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen. Alle gesetzten kirchlichen Maßnahmen seien zuvor mit der Regierung besprochen worden. Dabei habe die Bundesregierung sehr bewusst die Religionsfreiheit und die Selbstbestimmung der inneren Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften respektiert.
Zu den Kirchenfinanzen sagte der Kardinal, die Kirche habe auch im wirtschaftlichen Bereich keinen Sonderstatus. Viele hätten aufgrund der Pandemie mit großen Problemen zu kämpfen und auch die Kirche müsse 2021 wahrscheinlich mit geringeren Mitteln auskommen. Freilich befinde man sich hierzulande immer noch auf einem sehr hohen Niveau, so der Kardinal, der auf zahlreiche Hilferufe von Bischöfen aus Entwicklungsländern hinwies.