Der Münchner Erzbischof Marx: Zölibatsdebatte ist schiefgelaufen

"Special" kann auch gut sein

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hält die neuerliche Debatte über den Zölibat für nicht förderlich. "Wir müssen alles tun, um die ehelose Lebensform der Priester zu stärken und deutlich zu machen, dass dies kein Defizit bedeutet", sagte Marx am Donnerstag in Freising am Rande der Vollversammlung der bayerischen Bischöfe. "Manchmal sind wir 'special', das kann auch gut sein." Es gebe keinen Grund, daran etwas zu ändern.

 (DR)

Nach den Worten von Marx wollte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, mit seinen Interview-Äußerungen "in keinem Fall" eine neue Zölibats-Diskussion anstoßen. Insofern sei die Debatte "schiefgelaufen". Der Zölibat entspreche besonders der Aufbruchbereitschaft Jesu. Damit verbunden sei, sich nicht festzumachen in dieser Welt und keine Häuser zu bauen. Die missionarische Kraft der lateinischen Kirche gründe auch darin, dass sie ihre Priester auf diese Lebensform festgelegt habe.

Der Münchner Erzbischof wandte sich gegen die Meinung, katholische Priester würden zum Zölibat gezwungen. Es handle sich um eine freiwillige Entscheidung. "Wir wählen die Priester aus denen aus, die sich dieser Lebensform öffnen", erklärte Marx. Dies habe mit Zwang nichts zu tun. Zugleich räumte er mit Blick auf die mit Rom unierten Ostkirchen ein, wo es verheiratete Priester gibt, dass dieses Modell auch für die lateinische Kirche "nicht ganz unmöglich" sei. Der Zölibat gelinge, "wie andere Lebensformen auch", nicht immer.

"Schwer zu vermitteln"
Der Öffentlichkeit sei der tiefere Sinn des Zölibats schwer zu vermitteln, sagte Marx. Dass jemand auf die Ausübung seiner Sexualität verzichten könne, gelte als anstößig und im Grunde unmöglich. Deswegen führe er eine solche öffentliche Debatte nicht.

Beim Treffen der bayerischen Bischöfe in Freising habe das Thema deshalb auch keine Rolle gespielt. Zollitsch hatte gesagt, der Zölibat sei ein "großes Geschenk", die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit aber theologisch nicht notwendig. Eine Änderung könne nur ein Konzil beschließen.