Atomare Abrüstung, Asylstreit, Klimawandel – bei Franz Alt geht es schnell ums große Ganze. "Alle menschengemachten Probleme müssen auch von Menschen gelöst werden", begründet der Öko-Vorreiter sein Engagement.
Investigativer Journalismus über Umweltthemen
Und auch mit 80 lässt der Publizist nicht locker: Durch Gastbeiträge in Zeitungen, Vorträge und eingängige Buchtitel wie "Die Sonne schickt uns keine Rechnung" oder "Was Jesus wirklich gesagt hat" will Alt aufrütteln und zum Weltverbessern anstiften. Sei es im Kleinen durch Solaranlagen auf dem eigenen Dach oder im Großen im Widerstand gegen Atomwaffen.
Dass mancher dem bekennenden Katholiken Eitelkeit, Naivität oder – wegen seiner auf aktuelle Probleme gemünzte Anleihen an den historischen Jesus – Vermessenheit vorwirft, lässt ihn kalt.
Widerspruch ist er gewohnt. Zurücklehnen und schweigen? Das kann Alt nicht. Am 17. Juli wird der Publizist 80 und will den runden Geburtstag im kleinen Familienkreis "in den Bergen" verbringen.
Alt: "Ich wollte Journalismus im besten Sinne"
Bekannt wurde Alt als Leiter des in den 1970er und 1980er Jahren einflussreichen TV-Magazins "Report". Hier berichteten investigative Journalisten früh über Umweltthemen, deckten soziale Ungerechtigkeiten auf oder trommelten nach der Tschernobyl-Katastrophe gegen die Kernenergie.
"Ich wollte Journalismus im besten Sinne, der aufklärt, aufrüttelt und die Leute aufweckt", sagt Alt heute. Dass er dabei in Konflikt mit Politik und Senderleitung kam, nahm er in Kauf.
Aufgewachsen in einer badisch-liberalen Familie in Bruchsal engagiert sich Alt früh politisch. Zunächst in der katholischen Jugendarbeit, dann in der Jungen Union. Für wenige Semester studiert er im Freiburger Priesterseminar Theologie, entscheidet sich dann aber doch für die Politikwissenschaft – auch weil er damals seine spätere Frau kennenlernt.
Einsätze mit Freund Rupert Neudeck
Eine Parteikarriere verfolgt er nie, sondern landet nach eigenen Angaben ziemlich unverhofft beim Fernsehen, wo ihm der Südwestfunk (SWF) schon nach kurzer Zeit die Leitung von "Report" anvertraut. Er bleibt hier 20 Jahre, bis 1992.
Auch als Journalist macht Alt Politik: Etwa wenn er mit seinem inzwischen verstorbenen Freund Rupert Neudeck für die Finanzierung der Rettungsaktion Tausender Vietnamkriegsflüchtlinge im Südchinesischen Meer trommelt. Ein Rettungsring des damaligen Flüchtlingsschiffs "Cap Anamur" hängt in Alts Baden-Badener Haus.
Die damalige Aufnahme der Boatpeople ist für Alt bis heute Beispiel und Vorbild für gelungene Integration. "Ich bin überzeugt: Es wird sich auf lange Sicht rächen, wenn wir Europa jetzt dicht machen und die Menschen im Meer ertrinken lassen."
Jesu Botschaft in konkrete Politik umsetzen
Neben dem investigativen Journalismus und seinem Engagement für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern kennzeichnet Alt ein breites religiös-spirituelles Interesse.
Inzwischen hat er mehrere Bücher verfasst, in denen er Jesu Botschaft in konkrete Politik für heute umsetzen will. "Helmut Kohl hat mir einmal gesagt, mit der Bergpredigt ist kein Staat zu machen. Ich sehe das anders."
Alts Grundthese ist, dass die Theologie Jesu Botschaft der Nächstenliebe im Lauf der Jahrhunderte verbaut hat: "Am reinsten ist das Wasser an der Quelle!" Dementsprechend skeptisch und kritisch äußert er sich gegenüber der Institution Kirche. Auch wenn er Papst Franziskus als wichtigen Aktivisten für Umweltschutz und gegen "Brutalkapitalismus" schätzt.
"Flüchtling – Jesus, der Dalai Lama und andere Vertriebene"
Genauso wie "meinen Freund, dem Dalai Lama", wie er das religiöse Oberhaupt der Tibeter nennt. Seit den frühen 1980ern, als es Alt mit seiner Frau gelang, geheim aufgezeichnete Interviews aus dem von China besetzten Tibet nach Deutschland zu schmuggeln, steht er mit dem Friedensnobelpreisträger in Kontakt. "Mich fasziniert seine Lebensfreude und sein Urvertrauen, dass die Welt sich zum Guten wenden wird."
Für die deutsche und europäische Asylpolitik fehlt Alt derzeit dieses Grundvertrauen. Aber auch hier gibt er nicht klein bei. Das passende Buch hat er schon geschrieben: "Flüchtling – Jesus, der Dalai Lama und andere Vertriebene".
Als Vortragsredner über Zusammenhänge zwischen Klima-, Energie- und Flüchtlingskrise lässt er sich fast jederzeit buchen. Auch über seinen 80. Geburtstag hinaus.