Was für ein Unterschied. Vor zwei Jahren hatte sich das birmanische Rangun für den Besuch von Papst Franziskus herausgeputzt. Bilder des Papstes und Vatikan-Flaggen zierten die großen Straßen der Innenstadt. Tausende Katholiken standen bei der Fahrt des Papstes zu seiner Unterkunft im Bischofshaus jubelnd Spalier. Bangkok hingegen gibt sich minimalistisch.
Keine Fahnen, keine Papstposter. Lediglich ein paar hundert buddhistische Schüler der katholischen St.-Louis-Schule gleich neben der Nuntiatur wurden zum Fähnchenschwingen und Jubeln geschickt. Blickfang und für Selfies sehr beliebt war ein dicker Buddhist im Papstgewand, eine Art Maskottchen, wie man sie von Rummelplätzen oder Fußballturnieren kennt.
Einige Ordensfrauen sind gerührt
Wasawat Leelawongpisut findet die Unterbrechung vom Schulalltag toll. "Ich freue mich auf den Papst, weil er eine wichtige Persönlichkeit ist", sagt der zehnjährige Buddhist und lässt sich freudig mit Schulkameraden und der Schulleiterin fotografieren. Schwester Caroline Phauwilai vom Orden der Sisters of St. Paul of Chartres hat den Papst schon mal vor zwei Jahren in Rom erlebt. "Er ist ein Held und ein Mann des Friedens", sagt sie.
In Sekundenschnelle waren der Papst und sein Tross an den wenigen Schaulustigen vorbeigefahren und im Hof der Nuntiatur verschwunden. Einige Ordensfrauen rührte aber schon dieser kurze Blick auf den freundlich winkenden Papst zu Tränen. Auf dem Weg zurück zum Dienst im St.-Louis-Krankenhaus oder der Schule tupfte sich manche noch mit dem Taschentuch.
Einige ältere katholische Damen zeigen sich nach der flotten Papstvorbeifahrt stolz ihre Handy-Schnappschüsse. Wild reden sie auf Thai durcheinander, tauschen Bilder übers Smartphone aus. "Wir haben meine Mutter im Krankenhaus besucht", berichtet eine Frau. "Da haben wir erst erfahren, dass der Papst kommt."
Die Straßen sind verstopft, die Shopping Malls voll
Ein irischer Tourist hatte weniger Glück. Er kam ein paar Minuten zu spät und bekam den Papst nicht mehr zu Gesicht. "Schade, ich hätte ihn gern gesehen", sagt der Mittvierziger. Der Konvoi war viel eher an der Nuntiatur angekommen - vielleicht auch weil auf der Route vom Militärflughafen in die Stadt keine jubelnden Katholiken warteten.
In Bangkok geht das Leben ansonsten seinen gewohnten Gang. Die Straßen sind verstopft, die Shopping Malls voll, die Märkte geschäftig. Papst? Welcher Papst?, wundern sich die Leute, wenn man sie fragt, was dessen Besuch in Thailand für sie bedeutet. Soh Hung ist Buddhistin, aber einmal am Tag opfert die Garköchin in der Silom-Straße auch den Göttern im nahe gelegenen Hindutempel Sri Maha Mariamman. Der 65-Jährigen ist der Papstbesuch egal. "Der löst unsere Probleme auch nicht", sagt sie und klagt über die steigenden Lebensmittelpreise und die knauserigen Touristen, denen wegen des extrem starken Baht das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitzt.
Einer aktuellen Umfrage zufolge sehen 66 Prozent der Thais die steigenden Lebenshaltungskosten und Steuern als ihr größtes Problem an, gefolgt von der schwachen Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit. Ursache der Misere sei "Inkompetenz" der Regierung. Auch nach der manipulierten Wahl vom März sind mit Premierminister Prayut Chan-o-cha die gleichen Leute an der Macht, die seit dem Putsch vom Mai 2014 das Land regieren.
Gottesdienst "ausverkauft"
Die Papstmesse am Donnerstag als Publikumshöhepunkt des Besuchs von Franziskus ist "ausverkauft". Unter den 50.000 Katholiken werden auch 400 Karen aus den Flüchtlingslagern an der birmanisch-thailändischen Grenze sein. Den gut 5.000 illegal eingereisten christlichen Flüchtlingen aus Pakistan aber ist die Begegnung mit dem Papst unmöglich. Louie Bacomo, Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in Bangkok, rät den Migranten, zu ihrer eigenen Sicherheit zu Hause zu bleiben. "Sie könnten auf dem Weg zur Messe von der Polizei verhaftet werden."