Papst Franziskus reist vom 22. bis 25. September in die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland. Stationen sind nach Vatikan-Angaben vom Freitag Besuche im litauischen Vilnius und Kaunas, in Riga und Aglona in Lettland sowie in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Einzelheiten zum Programm sollen später veröffentlicht werden. Es ist das erste Mal seit 25 Jahren, dass ein katholisches Kirchenoberhaupt in die Region reist.
Die Staatspräsidenten und die katholischen Bischöfe von Litauen, Lettland und Estland hatten Franziskus aus Anlass der 100-jährigen Unabhängigkeit der baltischen Staaten von Russland eingeladen. Im Februar 1918 riefen Litauen und Estland ihre staatliche Unabhängigkeit aus; im November 1918 folgte Lettland. Als einziger Papst besuchte bislang der Pole Johannes Paul II. (1978-2005) im September 1993 Litauen, Lettland und Estland.
Erst zweite mehrtägige Reise innerhalb Europas
Für Franziskus ist dies erst die zweite mehrtägige Reise innerhalb Europas - außer seinem fünftägigen Polen-Besuch im Juli 2016. Die meisten übrigen Visiten dauerten weniger als 24 Stunden und waren mit konkreten Anlässen verbunden: etwa dem Besuch eines griechischen Flüchtlingslagers, dem Reformationsgedenken im schwedischen Lund oder der Heiligsprechung der Seherkinder von Fatima.
Im Baltikum dürfte nicht zuletzt die von Gegensätzen gekennzeichnete religiöse Landschaft, aber auch eine teils starke Abwanderung und die geopolitische Lage der drei östlichen Nato-Staaten an der Grenze zu Russland die Erwartungen an die Botschaft des Papstes bestimmen.
Von den baltischen Staats- und Regierungschefs traf zuletzt am 9. Februar Estlands Ministerpräsident Jüri Ratas mit Franziskus im Vatikan zusammen. Litauens Ministerpräsident Saulius Skvernelis wurde im Oktober vom Papst empfangen. Gegenstand der Unterredungen waren laut dem Vatikan unter anderem Frieden und Sicherheit im Baltikum, die europäische Integration sowie die Auswanderung Jugendlicher und die Aufnahme von Migranten.
Der letzte Besuch der lettischen Staatsspitze liegt bereits dreieinhalb Jahre zurück. Im September 2014 kam Andris Berzins, Vorgänger des amtierenden Staatspräsidenten Raimonds Vejonis, in den Vatikan, um die Lage im Ukraine-Konflikt zu erörtern. Dabei äußerten beide Seiten die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung, "die auf dem Recht fußt". Die baltischen Staaten - seit dem Zweiten Weltkrieg bis 1990 sowjetisch besetzt - waren damals durch Russlands Vorgehen in der Ukraine besonders beunruhigt. Sie forderten für ihre Länder eine engere Einbindung in die Nato als Schutz vor Moskau.
Disparates Profil
Religionssoziologisch zeigen die drei baltischen Länder ein disparates Profil. In Litauen, nordöstliches Nachbarland Polens, mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern liegt der Katholikenanteil bei gut 79 Prozent. Unter den 1,9 Millionen Letten bilden Lutheraner mit etwa einem Drittel Bevölkerungsanteil die größte Glaubensgemeinschaft, gefolgt von den Katholiken mit rund 21 Prozent und einer etwa kleineren Gruppe von Orthodoxen.
In Estland gehören der katholischen Kirche nach Vatikanangaben nur rund 7.000 der 1,3 Millionen Einwohner an; das entspricht 0,5 Prozent der Bevölkerung. Insgesamt bekennen sich dort weniger als 30 Prozent zu einer christlichen Kirche, vor allem der lutherischen und der orthodoxen; die Bevölkerungsmehrheit ist konfessionslos.
Die Reisestationen des Papstes umfassen die drei Hauptstädte Vilnius, Riga und Tallinn. Hinzu kommen die zweitgrößte litauische Stadt Kaunas und wie Vilnius Sitz eines Erzbischofs, sowie der kleine lettische Wallfahrtsort Aglona mit seiner barocken Pilgerkirche, deren Gnadenbild der "Muttergottes von Aglona" auch in das Logo des Lettland-Besuchs integriert ist.
Das Motto des Papstbesuchs in Litauen lautet "Christus Jesus, unsere Hoffnung", während die Reise nach Lettland das marianische Thema "Zeige dich als Mutter" trägt. Die Visite in Estland steht unter dem Leitwort "Wach auf, mein Herz", den Anfangsworten eines bekannten Volkslied des estnischen Komponisten Cyrillus Kreek (1889-1962).