Beerdigungsmusik kann auch überirdisch schön sein

Der schöne Tod

Komponisten haben über Jahrhunderte für Beerdigungen nicht nur ergreifende Trauermusik geschrieben, sondern auch hoffnungsvoll-wunderschöne Werke geschaffen. Dass der Tod nicht das Ende ist, will diese Musik verdeutlichen.

Gräber auf einem Friedhof / © locrifa (shutterstock)

Zwischen Schmerz und großer Hoffnung auf Auferstehung: Musik für Beerdigungen muss nicht verzweifelt-düster klingen. Der November hat durch Allerseelen, Volkstrauertag und dem evangelischen Totensonntag den Charakter eines Trauermonats – natürlich auch durch die Wahrnehmung einer „sterbenden“ Natur kurz vor dem Winter.

Und doch gibt es im Bereich der geistlichen Musik Werke, die fast schon „zu schön“ für Beerdigungen klingen – ein Beispiel ist die Vertonung des Officium defunctorum von Jan Dismas Zelenka. Denn auch wenn das Werk für Solisten, Chor und Orchester düster-pochend beginnt, ergibt sich durch den Text immer wieder Moment von großer Zuversicht.

Der Tod von August dem Starken musste "würdig" betrauert werden

Der böhmische Komponist schrieb die Musik aus Anlass des Todes des berühmten Dresdner Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken im Jahr 1733 - er war der Dienstherr von Zelenka und der berühmten Hofkapelle in Dresden.

In aller Eile musste Zelenka eine Musik für das monumentale Ereignis schaffen, das einerseits ausreichend repräsentativ angesichts der berühmten Persönlichkeit des Fürsten war und andererseits im liturgischen Rahmen aufgeführt werden konnte – mit der Dresdner Hofkapelle stand Zelenka eines der besten Ensembles der Zeit zur Verfügung und entsprechend anspruchsvoll konnte Zelenka schreiben.

Textliche Grundlage der Vertonung ist u. a. das Buch Hiob aus der Bibel zum Thema Sterben, Vergänglichkeit des Menschen, aber auch die Hoffnung auf Rettung durch Gott. Dazu gibt es Antwortgesänge, die im inneren Zusammenhang zu den Hiob-Texten stehen.

Trotz Zeitdruck hohe Ansprüche

Trotz des hohen Zeitdrucks gelang Zelenka mit dem gut einstündigen Werk für Solisten. Chor und Orchester eine ergreifende Vertonung, die sowohl traditionelle Elemente wie den Gregorianischen Choral als auch die damals zeitgenössische Musik der Barockoper vereint. So kommen damals die neuen und sehr modernen Klarinetten zum Einsatz, die bei Johann Sebastian Bach im nicht allzu fernen Leipzig nahezu unbekannt waren.

Musikalisch deutlich reduzierter und "liturgischer" ist die Vertonung des gleichen Textes von Cristobal de Morales aus dem Zeitalter der Renaissance. Er beschränkt sich auf einen Chor ohne Instrumente und setzt mehr Gregorianischen Choral ein - doch auch hier ergeben sich wunderschöne Klangwelten, die die Hoffnung der Menschen auf Ewiges Leben eindrucksvoll wiedergeben.


Quelle:
DR