Der Vatikan plant die Osterfeierlichkeiten

Ostern erstmals ohne Segen des Papstes?

Die langwierige Erkrankung des Papstes hat Spekulationen darüber ausgelöst, ob sich das Kirchenoberhaupt erstmals beim Ostersegen "Urbi et orbi" vertreten lässt. Die römische Zeitung "Il Tempo" bringt eine entsprechende Meldung.

Archiv: Papst Franziskus spendet den Segen "Urbi et orbi"  / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Archiv: Papst Franziskus spendet den Segen "Urbi et orbi" / © Vatican Media/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

Sie berichtet unter Berufung auf anonyme Quellen im Vatikan über einen angeblichen Geheimplan für die Feier der Kar- und Ostertage in Rom. Demnach soll am Ostersonntag Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellvertretend für den Papst den Segen "Urbi et orbi" erteilen.

Papst Franziskus spricht den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus spricht den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" / © Alessandra Tarantino/AP ( (Link ist extern)dpa )

Dieser Segen ist nach katholischer Lehre mit einem vollkommenen Ablass (Erlass der zeitlichen Sündenstrafen) verbunden. Es wäre mutmaßlich das erste Mal in der jüngeren Kirchengeschichte, dass dieser seit dem 14. Jahrhundert praktizierte Segen des Papstes von einem anderen erteilt wird. 

Im Jahr 2005 hatte Papst Johannes Paul II. eine Woche vor seinem Tod den Ostersegen noch mit letzter Kraft vom Fenster seiner Wohnung erteilt, er war aber bereits nicht mehr in der Lage, die Segensformel zu sprechen. Im Kirchenrecht ist nicht eindeutig geregelt, wann ein Segen, der dem Papst vorbehalten ist, von diesem an einen Bischof oder Kardinal delegiert werden sollte. Da die Formel beim Segen "Urbi et orbi" sich ausdrücklich auf den Nachfolger des Apostels Petrus bezieht, ist sie eigentlich dem Bischof von Rom, also dem Papst, vorbehalten.

Kardinäle sollen Papstmessen übernehmen

 "Il Tempo" berichtet ferner, welche Kardinäle die sogenannten Papstmessen in der Osterzeit angeblich übernehmen sollen. So werde der Erzpriester des Petersdoms, Kardinal Mauro Gambetti, die Messe zum Letzten Abendmahl am Gründonnerstag halten. Den traditionellen Karfreitags-Kreuzweg am Kolosseum werde der Vikar des Papstes für das Bistum Rom, Kardinal Baldo Reina, leiten.

Kardinal Mauro Gambetti / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)

Die Osternachtsmesse im Petersdom wird dem Bericht zufolge Kardinalstaatssekretär Parolin zelebrieren, den Gottesdienst am Ostersonntag hingegen Kardinaldekan Giovanni Battista Re. Anschließend werde Kardinal Parolin den Ostersegen "Urbi et orbi" im Auftrag des Papstes spenden.

Urbi et Orbi

Zu Weihnachten und zu Ostern erteilt der Papst vom Balkon des Peterdoms den Segen "Urbi et orbi". Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).

Urbi et orbi / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)