2004 war es der aus Polen stammende Papst Johannes Paul II., der gerade in den Umbrüchen der 80er-/90er Jahre Akzente für Europa setzte. Diesmal ist es der Papst "vom anderen Ende der Welt", wie sich der Argentinier Jorge Mario Bergoglio nach seiner Wahl vor fast drei Jahren dem Kirchenvolk vorstellte. Er setze der schwierigen Situation der Europäischen Union eine "Botschaft der Hoffnung" entgegen, so das Karlspreisdirektorium in seiner Begründung.
Verleihung erst nach Christi Himmelfahrt
Nun waren die Haupt-Verantwortlichen, Direktoriumsvorsitzender Jürgen Linden, Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) und Dompropst Manfred von Holtum, vorige Woche im Vatikan, um zu besprechen, wann und wo der Papst Urkunde und Medaille entgegennehmen wird. Dass dies in Rom stattfinden würde, stand bereits fest. Nun ist klar: Die Preisverleihung findet nicht am traditionellen Termin Christi Himmelfahrt statt, sondern am darauffolgenden Freitag um 12.00 Uhr in der Vatikanischen Sala Regia, wie Linden am Dienstag in Aachen sagte. Himmelfahrt selbst sei nicht infrage gekommen, da der Papst an einem solchen Feiertag "im Stress" sei.
Auch der zugewiesene Ort, ein Prunksaal im Vatikanischen Palast, sorgte für Freude, fasst der Raum doch 500 Gäste und mehr als doppelt so viele wie die Sala Carolina bei der Verleihung an den schon sterbenskranken Johannes Paul II. Auf diese Weise könne man jetzt ganz anders mit den vielen Anfragen für die Teilnahme umgehen, sagte Philipp.
Keine Laudatio, sondern Preisträgerrede
Eine Laudatio ist nicht vorgesehen; im Zentrum steht die Rede des Preisträgers selbst. Der Papst werde auf Italienisch sprechen, auch wenn Franziskus dank eines Studienaufenthalts unter anderem in Frankfurt Deutsch spricht. Die Rede weckt laut Linden große Erwartungen: Sie werde sicher seine Ausführungen vor dem Europäischen Parlament toppen.
Wichtig ist den Preis-Verantwortlichen laut Philipp, dass der Festakt schlicht und nicht glamourös wird. Das passe nicht zu dem bescheidenen Papst. Dieser hatte etwa mit seinem Besuch in einem Flüchtlingscamp auf der italienischen Insel Lampedusa schon früh klargemacht, worauf es ihm in seinem Pontifikat ankommt: die Situation der Ärmsten hervorzuheben. Der Karlspreis dürfte dem Papst mit dieser Thematik noch mehr Aufmerksamkeit bescheren; umgekehrt schmückt sein Träger die Aachener Auszeichnung.
Große Freude über Preisakzeptanz
Insgesamt ist die Freude groß, dass Franziskus - ganz gegen seine Gewohnheit - den Preis überhaupt akzeptiert. Das tat er wohl auch angesichts der Probleme in Europa, meinte Linden. "In dieser außergewöhnlichen Situation hat der Papst entschieden, den Preis entgegenzunehmen, um den Politikern ins Gewissen zu reden, Europa als Wertegemeinschaft zu erhalten."
Rund um die Preisverleihung ist ein großes Programm geplant: So sollen auch in Aachen, wo der Festakt in den Krönungssaal übertragen wird, rund 40 Veranstaltungen stattfinden. Unter anderem wird der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper in Aachen wohl schon im April einen Vortrag über Franziskus halten.
Vorab Gottesdienst im Petersdom
In Rom wird es am Morgen vor der Preisverleihung einen Gottesdienst im Petersdom geben, den unter anderen Kasper und der Aachener Diözesanadministrator, Weihbischof Karl Borsch, leiten werden. Nach der Verleihung findet ein Empfang in der deutschen Vatikanbotschaft statt. Abends wird es eine Begegnung bei der ökumenischen Gemeinschaft Sant' Egidio geben, wo ein gesellschaftspolitischer Akzent zu erwarten sei. Zum feierlichen Rahmen der Veranstaltungen wird auch der mitreisende Aachener Domchor beitragen. Weitere Höhepunkte in Rom seien in Planung.
Auch für die Verleihung des Jugendkarlspreises am Dienstag vor Himmelfahrt gibt es diesmal Änderungen: Sie wird ausnahmsweise im Krönungssaal abgehalten. Der herausgehobene Ort gebe diesem Preis eine "andere Chance der Darstellung", sagte Philipp.