In Polen haben in diesem Jahr nach Kirchenangaben 498 Männer ihre Ausbildung zum katholischen Priester begonnen - 122 weniger als 2018. Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der Priesterseminare Wojciech Wojtowicz erklärte die sinkende Zahl am Montag mit dem Geburtenrückgang und einem abnehmenden Glauben unter Jugendlichen.
Auch negative Medienberichte hätten zu mehr Distanz zur Kirche geführt, sagte er der Nachrichtenagentur KAI.
Weit über 300 Geistliche waren Missbrauchstäter
In den vergangenen Monaten hatte die Bischofskonferenz die Missbrauchsfälle bei den Diözesen und Ordensgemeinschaften abgefragt. Das kirchliche Statistikinstitut und das von der Bischofskonferenz in Krakau gegründete Kinderschutzzentrum werteten kirchliche Akte, die von Januar 1990 bis Juni 2018 angelegt wurden, aus.
Die Auswertung ergab, dass 284 Priester und 98 Ordensmänner Minderjährige missbraucht haben sollen. Von den 625 Opfern seien 345 unter 15 Jahre alt gewesen. 58,4 Prozent aller Opfer sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich. 270 der 362 bekannten kirchlichen Prozesse gegen die Geistlichen seien bereits abgeschlossen.
Dabei sei jeder vierte Priester (68) aus dem Klerikerstand entlassen worden. Weitere 40 Prozent wurden nach Angaben der Bischofskonferenz suspendiert, ermahnt, oder ihnen wurde verboten, mit Minderjährigen zu arbeiten. Zehn Prozent der Geistlichen (28) seien freigesprochen worden.
Im Rekordjahr 1987 gab es noch 9.000 Seminaristen
324 Kandidaten traten den Angaben zufolge in die Seminare der Bistümer ein (2018: 415); 174 nahmen ihre Ausbildung bei den Männerorden auf (2018: 205). Insgesamt bereiten sich in Polen aktuell rund 2.853 Seminaristen auf die Priesterweihe vor.
Das sind laut Wojtowicz rund 60 Prozent weniger als noch vor zwei Jahrzehnten. Im Rekordjahr 1987 waren es der Kirchenstatistik zufolge sogar noch mehr als 9.000 Seminaristen. Trotz dieses Rückgangs entscheiden sich in Polen weiterhin mehr Katholiken für den Priesterberuf als in anderen europäischen Ländern.