Deutsche Bischöfe fordern gemeinwohlorientierte Landnutzung

Kluges Management nötig

Angesichts von Klimawandel und Artensterben fordert die Deutsche Bischofskonferenz, dass Böden nachhaltiger nach gemeinwohlorientierten Standards bewirtschaftet werden. Ziel seien Sicherheit, Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität.

Autor/in:
Christiane Ried
Dürre setzt Landwirtschaft zu / © Silas Stein (dpa)
Dürre setzt Landwirtschaft zu / © Silas Stein ( dpa )

Das geht aus einer am Mittwoch in München veröffentlichten Studie hervor. Der Boden und dessen Nutzung hänge stark mit Klima, Artenvielfalt und Wasserkreislauf zusammen, sagte der Vorsitzende der Sachverständigengruppe und Präsident der Hochschule für Philosophie, Johannes Wallacher, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Johannes Wallacher, Vorsitzender der Sachverständigengruppe und Präsident der Hochschule für Philosophie.  / ©  HFPH Birkenholz (epd)
Johannes Wallacher, Vorsitzender der Sachverständigengruppe und Präsident der Hochschule für Philosophie. / © HFPH Birkenholz ( epd )

Das Thema sei also von großer Bedeutung für Mensch und Natur. Aktuell werde Boden wegen verschiedener Faktoren knapper und teurer, außerdem werde agrarisch genutzter Boden zunehmend ausgebeutet. Schäden für das ökologische Gleichgewicht seien die Folge, erläuterte Wallacher. 

Es brauche deswegen ein kluges Management, damit Gemeingüter wie der Boden langfristig funktions- und regenerationsfähig blieben. Dazu seien klare Regeln und internationale Solidarität nötig, basierend auf dem Grundsatz der christlichen Soziallehre, der zufolge die "Erdengüter" für alle Menschen gemeinsam bestimmt seien.

"Blickwinkel der Gemeinwohleffizienz"

Der Grundbesitz in Europa sei schon immer gewissen Grenzen unterworfen gewesen, sagte Wallacher. So werde zwischen verschiedenen Nutzungsrechten für das gleiche Stück Boden unterschieden, etwa für agrarische Nutzung, für Jagd- oder Wasserrechte. Diese müssten zeitgemäß weiterentwickelt werden, fordert der Fachmann. Staatliche Regulierungs- und Förderpolitik sollte daher nicht nur eine betrieblich-effiziente Bodennutzung im Blick haben, sondern den "weiteren Blickwinkel der Gemeinwohleffizienz".

Bauern stehen mit Traktoren bei einer Demonstration gegen die Agrarpolitik vor dem Bundeskanzleramt. / © Carsten Koall (dpa)
Bauern stehen mit Traktoren bei einer Demonstration gegen die Agrarpolitik vor dem Bundeskanzleramt. / © Carsten Koall ( dpa )

Boden dürfe auch nicht nur als Betriebsressource betrachtet werden, sondern als wertvolles Naturvermögen, erläuterte Wallacher. Landwirte sollten gesellschaftlich besser anerkannt und finanziell unterstützt werden, wenn sie das wertvolle Naturkapital bewahren. Der Staat stehe in der Pflicht, den notwendigen Wandel mit langfristigen Strategien mitzugestalten - etwa durch angepasste Vorgaben für Düngemittel, Pestizide oder Quoten für Tierhaltung, durch die Renaturierung von Auen und Mooren oder die Abschaffung fragwürdiger Subventionen.

Kirche hat Vorreiterrolle

Zudem plädieren die Expertinnen und Experten für handelbare Zertifikate auch im Agrarsektor sowie für gemeinwohldienliche Institutionen wie etwa eine CO2-Zentralbank oder ein CO2-Grenzausgleich beim Handel mit Drittstaaten. Kosten wie Gewinne einer solchen Landnutzungswende müssten gerecht verteilt werden. Auf die Kirche komme hier eine Vorreiterrolle zu, sagte Wallacher. Sie müsse ihr eigenes Land nach dem Kriterium der Gemeinwohlorientierung bewirtschaften oder verpachten, um so ihrer Schöpfungsverantwortung nachzukommen.

Die 75-seitige Studie "Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung" war von der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben worden.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit 67 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd