Deutsche Bischofskonferenz will Verurteilung Aserbaidschans

Neue Eskalationsstufe erreicht

Seit elf Tagen wird die einzige Verbindungsstraße zwischen Armenien und der in Aserbaidschan gelegenen, mehrheitlich armenisch besiedelten Region Berg-Karabach, blockiert. Für "Auslandsbischof" Bertram Meier eine untragbare Situation.

Autor/in:
Simon Kajan
Konflikt in Berg-Karabach / © Dmitri Lovetsky (dpa)
Konflikt in Berg-Karabach / © Dmitri Lovetsky ( dpa )

Er fordert eine deutliche Verurteilung Aserbaidschans durch Deutschland und die Europäische Union.

"Mit der Abriegelung des Gebiets um Berg-Karabach heizt Aserbaidschan den Konflikt weiter an", sagte er am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Derzeit sind dort rund 120.000 Menschen isoliert und auch von der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten abgeschnitten.

Humanitäre Katastrophe befürchtet

Die neue Eskalationsstufe könne leicht zu einer humanitären Katastrophe in der Region führen, so der Bischof von Augsburg, der in der Deutschen Bischofskonferenz der Kommission Weltkirche vorsteht.

Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Wörtlich sagte er, dass es einen "kraftvollen diplomatischen Einsatz für eine rasche Beendigung der Blockade" brauche. Die EU dürfe "nicht nur in Sonntagsreden die Verbundenheit mit Armenien ausdrücken". Sie müsse jetzt aktiv werden, um der Bevölkerung in Berg-Karabach zu helfen.

Bischof Meier wies gegenüber der KNA auf die langjährige Unterstützung für Menschen aus Berg-Karabach hin, die ihre Heimat verlassen mussten und nach Armenien geflohen sind. "Insbesondere das Osteuropahilfswerk Renovabis und Caritas international sind hier aktiv", so der deutsche "Auslandsbischof".

Direkte Hilfe kaum möglich

Eine direkte Hilfe in der Region sei aber leider kaum möglich. Schon vor Ausbruch des Konflikts sei sie nur schwer zugänglich, "jetzt ist Berg-Karabach für Hilfeleistungen geschlossen". Seitens der Bischofskonferenz versuche man daher, immer wieder auf die Not der Menschen in Berg-Karabach aufmerksam zu machen.

Gemeinsam mit der armenischen Kirche besorge die deutschen katholischen Bischöfe besonders die Gefahr der Verfolgung der Christen und die fortschreitende Zerstörung christlicher Kulturgüter.

Konflikt in Berg-Karabach / © David Ghahramanyan/NKR InfoCenter PAN Photo/AP (dpa)
Konflikt in Berg-Karabach / © David Ghahramanyan/NKR InfoCenter PAN Photo/AP ( dpa )

Bereits zuvor hatte sich das Oberhaupt der armenischen Christen in Deutschland, Bischof Serovpe Isakhanyan, eine deutliche Verurteilung Aserbaidschans durch die Bundesrepublik gewünscht. Das Schweigen der Bundesregierung sei mehr als enttäuschend, sagte der im Iran geborene Geistliche der KNA.

Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass trotz der Blockade "die EU unter der aktiven Mitwirkung von EU-Kommissionspräsidentin Frau von der Leyen neue Verträge mit Aserbaidschan schließt, um von dort 'Öko-Strom' zu beziehen, angeblich um unabhängiger von russischen Energielieferungen zu werden", sagte Isakhanyan. Dadurch unterstütze die EU "direkt und indirekt die aserbaidschanische aggressive Haltung" im Berg-Karabach-Konflikt.

Aserbaidschaner, die sich als "Umweltaktivisten" bezeichnen, blockieren seit dem 12. Dezember den Latschin-Korridor. Selbst Kinder- und Jugendliche können nicht zu ihren Familien zurückkehren, wie die Organisation Human Rights Watch berichtet.

Lange Reihe von Auseinandersetzungen

Der neu aufflammende Konflikt steht in einer langen Reihe von Auseinandersetzungen. Das weitgehend von Armeniern besiedelte Gebiet von Berg-Karabach erklärte 1992 seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan. Die "Republik Arzach" ist diplomatisch von keinem Staat anerkannt - auch nicht von der Republik Armenien.

Die seither schwelende Krise mit mehreren Zehntausend Toten gilt als Schlüsselkonflikt in der Region. Beide Seiten warfen sich in der Folge Völkermord vor. Seit dem erneuten Aufflammen des Konflikts 2020 sind russische Truppen zur Überwachung der Kontaktlinie zwischen den Konfliktparteien und des Latschin-Korridors in Berg-Karabach stationiert.

Kommission Weltkirche

Die Kommission Weltkirche (Kommission X) pflegt die internationalen Kontakte der Deutschen Bischofskonferenz, wobei das Hauptaugenmerk auf der Zusammenarbeit mit anderen (kontinentalen, regionalen und nationalen) Bischofskonferenzen liegt.

Ordensfrau vor der Kirche Sainte-Anne de Kassai in Bangui (Zentralafrikanische Republik) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Ordensfrau vor der Kirche Sainte-Anne de Kassai in Bangui (Zentralafrikanische Republik) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )
Quelle:
KNA