Armenische Kirche will Schutz vor Aserbaidschans Angriffen

Aggression stoppen

Die armenisch-apostolische Kirche hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, das Kaukasusland vor aserbaidschanischen Angriffen zu schützen. Armenische Orte seien beschossen worden, mehr als 49 Menschen kamen ums Leben.

Kriegszustand in der Region Berg-Karabach (Archiv) / © Bumble Dee (shutterstock)
Kriegszustand in der Region Berg-Karabach (Archiv) / © Bumble Dee ( shutterstock )

Ihr Oberhaupt Katholikos Karekin II. appellierte am Dienstag angesichts von Gefechten mit Dutzenden Toten vor allem an befreundete Staaten, "wirksame Schritte zu unternehmen, um Aserbaidschans erneute Aggression zu stoppen". Er bat alle Schwesterkirchen, "für die Sicherheit des ersten christlichen Staates, seiner gläubigen Menschen zu beten" und zur Herstellung eines wirklichen Friedens in der Region beizutragen.

Karekin II. (l.), Oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier / © Paolo Galosi/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Karekin II. (l.), Oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier / © Paolo Galosi/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Nach Angaben der Regierung in Eriwan beschoss Aserbaidschan in der Nacht zu Dienstag mehrere armenische Orte. Mindestens 49 Menschen seien ums Leben gekommen. Das aserbaidschanische Außenministerium warf Armenien "groß angelegte Provokationen" in der Grenzregion vor. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Baku berichtete von Verlusten auf aserbaidschanischer Seite, ohne nähere Angaben zu machen.

Armenisches Kirchenoberhaupt besorgt

Das armenische Kirchenoberhaupt verfolgt nach eigenen Worten die Berichte von den Kämpfen, die Aserbaidschan nachts entlang der Grenze entfesselt habe, mit Schmerz und Besorgnis. Baku sei auch wegen einer nicht angemessenen internationalen Reaktion auf sein "brutales Vorgehen" im aserbaidschanisch-armenischen Krieg 2020 zu weiteren Militäroperationen ermuntert worden.

Karekin II. rief das armenische Volk zur Einheit, zu Loyalität zum Vaterland und zur Unterstützung der Armee auf. "Lassen Sie jeden von uns mit vollem Einsatz in seinem Verantwortungsbereich das tun, was er kann, um der Standhaftigkeit einer unabhängigen Staatlichkeit willen, um des Fortbestehens unserer Nation willen", so der 71-Jährige.

2020 flammte Konflikt erneut auf

Zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien kam es seit den 1990er Jahren immer wieder zu Gefechten um das mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach, das auf aserbaidschanischem Staatsgebiet liegt. Der Konflikt war Ende September 2020 wieder aufgeflammt. Bei den sechs Wochen andauernden Kämpfen erzielte Aserbaidschan militärische Erfolge, bis die Kriegsparteien gemeinsam unter Vermittlung Russlands einen Waffenstillstand beschlossen. Mehr als 6.000 Menschen starben, 100.000 mussten fliehen oder wurden vertrieben.

Mit mehr als 1.700 Jahren Tradition als Staatsreligion ist Armenien die erste christliche Nation in der Geschichte. Zur armenisch-apostolischen Kirche bekennen sich mehr als 90 Prozent der Bevölkerung. Die Kirche ist wie die Kopten und die syrische Kirche altorientalisch. Sie ist damit sowohl von Rom als auch von den orthodoxen Kirchen getrennt.

Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region im Südkaukasus besteht bereits seit über drei Jahrzehnten und führte auch in der Vergangenheit immer wieder zu kämpferischen Auseinandersetzungen. Völkerrechtlich gehört Bergkarabach zu Aserbaidschan. Bewohnt wurde das Gebiet bis Oktober 2020 von rund 150.000-Einwohner*innen. Die Mehrzahl fühlt sich kulturell und politisch Armenien zugehörig. Beide Seiten beanspruchen die Region für sich. Dies führte seit dem 1994 vereinbarten Waffenstillstand immer wieder zu militärisch ausgetragenen Konflikten.

Konflikt in Berg-Karabach (Archiv) (dpa)
Konflikt in Berg-Karabach (Archiv) / ( dpa )
Quelle:
KNA