Umfrage erforscht die Sorgen der Bevölkerung 2020

Deutsche haben mehr Angst vor Trump als vor Corona

Laut einer Umfrage haben die Menschen in Deutschland mehr Angst davor, dass das Coronavirus ihren Wohlstand bedroht als ihre Gesundheit. Am größten ist allerdings die Sorge, dass "die Politik von Donald Trump die Welt gefährlicher macht".

Autor/in:
Norbert Demuth
Donald Trump kauft während seiner Wahlkampftour eine Pizza / © Evan Vucci (dpa)
Donald Trump kauft während seiner Wahlkampftour eine Pizza / © Evan Vucci ( dpa )

Seit 30 Jahren schon werden mittels einer Langzeitstudie die größten Sorgen und Ängste der deutschen Bevölkerung erfasst. Ab 1992 wurden jährlich rund 2.400 Männer und Frauen im Alter ab 14 Jahren dazu von einem Versicherungsunternehmen befragt.

Die repräsentative Umfrage startet immer im Sommer - und lief diesmal vom 8. Juni bis zum 21. Juli 2020, also mitten in der Corona-Pandemie. Doch das überraschende Ergebnis der am Donnerstag in Wiesbaden vorgestellten Umfrage der R+V Versicherung lautet: Die Deutschen haben weit mehr Angst vor der Politik des US-Präsidenten Donald Trump als vor dem Coronavirus.

Größte Ängste der Bundesbürger

Die Sorge, "dass die Politik von Donald Trump die Welt gefährlicher macht", sei 2020 die größte Angst der Bundesbürger, während die Sorge vor einer Corona-Infektion nicht einmal unter den zehn größten Ängsten der Deutschen rangiere, hieß es. Im Vordergrund stünden 2020 wirtschaftliche Sorgen.

Erstmals seit sechs Jahren sei die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten wieder unter den sieben größten Ängsten und stehe nun auf Platz zwei, so die Studie. Darauf folge die Sorge, dass die deutschen Steuerzahler für überschuldete EU-Staaten zur Kasse gebeten werden könnten sowie die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage, also einem Konjunktureinbruch.

Die Angst vor dem Klimawandel ist demnach trotz der hohen Aufmerksamkeit der Medien erst auf Rang 11 zu finden, während allerdings die - konkretere - Furcht vor Naturkatastrophen und Wetterextremen auf Rang 5 liegt. Die Ängste vor politischem Extremismus und vor Terrorismus rangieren auf Platz 14 und 15.

Die Sorge vor einer "schweren Erkrankung oder Corona-Infektion" steht laut der Studie in der Ängste-Rangliste der Deutschen auf Platz 17.

Angst vor Corona verhältnismäßig gering

Nur jeder dritte Deutsche hat demnach Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. "Die Deutschen reagieren auf die Pandemie keineswegs panisch", sagte Brigitte Römstedt von der Versicherung. In der Corona-Krise zeige sich keine Spur von der sprichwörtlichen "German Angst". Diese "Gelassenheit" werde auch bei einer weiteren Sonderfrage zu Corona deutlich: 42 Prozent der Befragten befürchten demnach, dass es durch die Globalisierung in Zukunft häufiger zu Pandemien kommen könnte.

"Angesichts der rasanten weltweiten Ausbreitung des Virus hätten wir hier höhere Werte erwartet", sagte Römstedt. Die Menschen hätten "deutlich mehr Angst davor, dass das Virus ihren Wohlstand bedroht als ihre Gesundheit".

Sorgen gehen zurück

Insgesamt gehe das Sorgen-Barometer der Deutschen sogar zurück - denn der "Index" aller Ängste habe 2020 "den niedrigsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1992" erreicht. Dieser Index sei immer dann am größten, wenn Menschen dass Gefühl hätten, dass Probleme nicht lösbar seien - was etwa nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 der Fall gewesen sei. Derzeit vertrauten die Bundesbürger aber wohl mehrheitlich darauf, dass die Politik trotz Corona letztlich gute Lösungen finden werde.

Dazu passe ein weiterer Befund der Umfrage: Demnach sei die Sorge, dass Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind, so gering wie in den vergangenen 20 Jahren nicht. Diese Angst sei erstmals aus dem Ranking der "Top Ten" herausgefallen und rangiere nun auf Platz zwölf. "Hier spiegelt sich die weit verbreitete Wertschätzung für das Corona-Krisenmanagement der Regierung", meint der Heidelberger Politikwissenschaftler Manfred G. Schmidt, der das Versicherungsunternehmen bei der Auswertung der Ängste-Studie seit Jahren berät. Offensichtlich, so Schmidt, sei die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, "dass der Staat und seine Politiker die Krise hinreichend im Griff haben".


Quelle:
KNA
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