Deutsche Islamkonferenz wird mit neuem Format fortgesetzt

"Teil der Gesellschaft"

Innenminister de Maizière und neun muslimische Verbände haben sich am Montag geeinigt, die Deutsche Islamkonferenz mit neuem Programm fortzusetzen. Unter anderem soll ein muslimischer Wohlfahrtsverband geründet werden.

 (DR)

Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) wird in einem neuen Format und mit neuem Programm fortgesetzt. Das beschlossen am Montag Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und neun muslimische Verbände "einvernehmlich" in Berlin. Nach den Worten des Ministers soll die DIK künftig ein "großes Gesprächsforum mit dem Islam und für den Islam in unserer Gesellschaft sein". Als Themen nannte der Minister die Wohlfahrt und die Seelsorge. Dabei strebt der DIK die Gründung eines muslimischen Wohlfahrtsverbandes an, analog zu Caritas, Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt.

Die Kategorie "Integration" stimmt nicht mehr

Vertreter der Verbände begrüßte den Neuansatz. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte, Kategorien wie Zuwanderung oder Integration stimmten nicht mehr, entscheidend sei "Teilhabe". Die Muslime seien keine ausländische Gruppe mehr, sondern "Teil der Gesellschaft". Nun gehe es darum, was sie für diese Gesellschaft leisten könnten.

Der Sprecher der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Bekir Alboga, sagte, das Gesprächsforum ermögliche einen Dialog auf Augenhöhe. Ziel sei ein partnerschaftliches Miteinander, wie es im Verhältnis des Staates zu den Kirchen oder zum Zentralrat der Juden der Fall sei.

Wohlfahrt und Seelsorge

De Maiziere hob die pragmatische Ausrichtung des DIK hervor. So solle das Format zunächst für die kommenden zwei Jahre gelten und dann auf seine Wirksamkeit überprüft werden. Bei der Frage der Wohlfahrt gehe es etwa um die religiösen Bedürfnisse älterer Pflegebedürftiger oder um die Kinderbetreuung. In der Seelsorge stünden Fragen der Religionspflege und der religiösen Teilhabe im Mittelpunkt, von der Gefängnis-, Polizei-, Krankenhaus- oder Militärseelsorge bis zum Bestattungswesen.

Die DIK soll künftig ein Lenkungsgremium führen, dem neun Vertreter des Staates - darunter der Bundesinnenminister, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung sowie Vertreter von Ländern und Kommunen - und neun muslimische Verbände angehören. Das Gremium soll einen Arbeitsausschuss einsetzen, der sich jeweils mit einem konkreten Thema befasst und dem Lenkungsgremium Empfehlungen vorlegt.

Kirchliche Verbände als Ratgeber

Einzelpersönlichkeiten, die bisher im DIK die ganze Breite des muslimischen Lebens in Deutschland abbilden sollten, wird es künftig in der Form nicht mehr geben. Stattdessen sollen Experten jeweils sachbezogen in den Arbeitsausschuss berufen werden. Dem Ausschuss gehören bis zu 25 Mitgliedern an. Dabei empfahl der Minister, zur Frage des Wohlfahrtsverbandes auch Sachverständige der kirchlichen Verbände zu berufen. Dies könne zudem den christlich-muslimischen Dialog fördern. Der Arbeitssauschuss soll bereits im Mai zusammentreten und der Lenkungsausschuss erstmals im Spätherbst.

Zuletzt hatte die Konferenz, die unter dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) 2006 ins Leben gerufen worden war, auf Eis gelegen. Hauptgründe waren Differenzen über Inhalte und Teilnehmer. Die Muslime kritisierten eine einseitige Ausrichtung auf Sicherheitsfragen. Erstmals seit vier Jahren ist zur Islamkonferenz auch der Deutsche Islamrat eingeladen, der mit rund 400 Moscheegemeinden einen großen Anteil der in Deutschland lebenden Muslime repräsentiert.


Quelle:
KNA