Deutsche öffnen Herz und Geldbeutel für Bedürftige

Spendenbereitschaft bleibt auf Rekordniveau

Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist ungebrochen. Zum zweiten Mal in Folge haben die Spenden einen Höchststand erreicht. Wie viel Geld die Bundesbürger künftig geben werden, ist dagegen ungewiss.

Autor/in:
Michael Kinnen
Symbolbild Spende / © Andrei Korzhyts (shutterstock)

Wenn es um die Spendenbereitschaft geht, öffnen die Deutschen weiterhin gerne Herz und Geldbeutel. Wie der Deutsche Spendenrat nach einer aktuellen Erhebung am Donnerstag in Berlin bekannt gab, haben die Deutschen von Januar bis September schon 3,8 Milliarden Euro gespendet – so viel wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung 2005. Selbst das Rekordergebnis von 2021 wurde demnach gehalten und sogar noch leicht übertroffen. Allerdings beteiligt sich nur knapp jeder Vierte in Deutschland überhaupt an Spendenaktionen.

Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine

Der Spendenrat wies darauf hin, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dabei in mehrfacher Hinsicht eine Rolle spielen könnte. Zum einen ist das Spendenvolumen in den ersten Kriegsmonaten deutlich gestiegen und hat sich bei der Hilfe für Geflüchtete auf fast eine Milliarde Euro in diesem Teilbereich der humanitären Hilfe seitdem nahezu verfünffacht.

Zum anderen macht den Angaben des Spendenrates zufolge die Not- und Katastrophenhilfe inzwischen mehr als dreiviertel der jährlichen Gesamtspendensumme aus. Die Folgen des Krieges sind aber auch eine Unbekannte für die weitere Spendenentwicklung. Ob die Inflation und die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise sich auf die Spendenbereitschaft der Deutschen auswirken werden, bleibt abzuwarten.

Ungewisse Entwicklung

Schon jetzt hat zwar gut die Hälfte der Befragten angekündigt, auch im kommenden Jahr gleich viel oder sogar noch etwas mehr spenden zu wollen. Demgegenüber ist aber die andere Hälfte noch unsicher oder will nicht mehr so viel geben: Jeder Zehnte will etwas weniger und gut jeder Fünfte sogar wesentlich weniger spenden. Bei einer anhaltend positiven Entwicklung rechnet der Spendenrat bis zum Jahresende durch die Spenden in der Advents- und Weihnachtszeit mit einer möglichen Gesamtspenden-Summe im Jahr 2022 bis zu 5,8 Milliarden Euro.

"Wir hoffen, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen in Deutschland sich auch auf andere Krisen übertragen, die oftmals in Vergessenheit geraten sind, zum Beispiel in Ost-Afrika", sagte der Geschäftsführer des International Rescue Committee (IRC), Ralph Achenbach. Das IRC ist eine von 70 Mitgliedsorganisationen des Deutschen Spendenrates. Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut GfK hat der Rat nach eigenen Angaben eine Stichprobe von 10.000 Teilnehmenden einer größeren Untersuchung für die "Bilanz des Helfens - Trends und Prognosen" im Blick auf die Spendenbereitschaft der Deutschen auswerten lassen.

Im Jahr 2022 ist die Zahl derer, die gespendet haben, leicht zurück gegangen und liegt bei etwa 16 Millionen Personen. Dafür waren die Beträge der einzelnen Spenden im Schnitt etwas höher und liegen nach Angaben des Spendenrates bei etwa 41 Euro pro Spende. Das hat zu dem Rekordergebnis beigetragen. Bis zu sechs Mal jährlich spenden die Deutschen demnach durchschnittlich. Am meisten und am häufigsten geben immer noch - bei leichtem Rückgang - Menschen ab 70 Jahren Geld für wohltätige Zwecke.

Spendenverhalten und demografische Tendenz

Schon während der Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 hat sich gezeigt, dass die Deutschen sich von der Not anrühren lassen und gerne spenden. Die Katastrophe durchbrach sogar den sonstigen Trend, dass entweder für Projekte in der Nachbarschaft oder für internationale Projekte am liebsten gespendet wird. Nach Angaben des Spendenrates sind neben der Not- und Katastrophenhilfe auch die Spenden für Tierschutz und Sport im vergangenen Jahr gestiegen, während die Spendenzwecke im Bereich Kirche, Kinder- und Jugendhilfe, Bildung, Natur- und Klimaschutz sowie für die Kultur- und Denkmalpflege seltener genannt wurden.

Es gibt auch eine demografische Tendenz: Während die Zahl der Spender in allen anderen Altersgruppen nach guten Ergebnissen und Zuwächsen im letzten Jahr jetzt wieder abgenommen hat, stieg sie in der jungen Generation der 10 bis 29-Jährigen erneut deutlich an. Zwar sind es hier noch kleinere Spenden und das Volumen macht bisher nur sieben Prozent der Gesamtsumme aus, aber ihr Anteil wächst im Vergleich zu den Vorjahren. Das stimmt den Geschäftsführer des Spendenrates Max Mälzer zuversichtlich: Denn das sind ja - zumindest auch - die Spenderinnen und Spender von morgen.

Quelle:
KNA