DOMRADIO.DE: Wo sollte man bei Spendensammlern hellhörig werden? Was ist verdächtig?
Carolin Semmler (Verbraucherzentrale NRW): Unseriöse Spendensammler sind häufig auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Wachsam werden sollte man auf jeden Fall, wenn man zum Beispiel ein Werbeprospekt bekommt, in dem ausschließlich auf Emotionen gesetzt wird. Das heißt, zum Beispiel sind in diesem Prospekt nur mitleiderregende Fotos oder Texte und es fehlt an klaren Aussagen und Informationen zum Spendenzweck und zur Spendenverwertung. Da sollte man auf jeden Fall hellhörig werden.
DOMRADIO.DE: Was spricht denn für die Seriosität eines Spendenaufrufs?
Semmler: Seriöse Organisationen geben ganz klar und transparent bekannt, wofür das Geld aus den Spenden oder aus den Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird. Aus dem jeweiligen Geschäftsbericht ergibt sich dann ganz klar, wie viel Geld in Verwaltung oder in die Werbung fließt. Das ist ganz transparent und für jeden einsehbar. Das ist auf jeden Fall immer ein gutes Zeichen.
Ein gutes Zeichen ist auch, wenn die Organisation als gemeinnützig anerkannt ist. Aber wenn man ein Unternehmen nicht kennt, sollte man sich auf jeden Fall immer vorab gut über die jeweilige Organisation informieren. Bei einer Website sollte der erste Blick ins Impressum gehen. Wenn eine Website kein Impressum auf der Seite hat, ist das in der Regel ein schlechtes Zeichen. Wenn ein Impressum da ist, dann sollte man schauen, ob das vollständig ist. Das heißt, ist da eine Kontaktperson genannt, eine Adresse und Kontaktmöglichkeiten? Das sind immer Indizien, auf die man auf jeden Fall achten sollte.
DOMRADIO.DE: Was raten Sie bei den Spendensammlern, die an die Tür kommen?
Semmler: Wenn jemand an der Haustür klingelt und um Spenden bittet, sollte man besonders vorsichtig sein. Bei einem seltsamen Gefühl und wenn man sich bei dem Gespräch unwohl fühlt, dann sollte man sich nicht scheuen, die Tür einfach direkt wieder zu schließen. Wenn man sich auf ein Gespräch einlassen möchte, sollte man trotzdem nicht vorschnell überweisen oder sich zu einer Unterschrift nötigen lassen.
Auch dann gilt: Erstmal informieren. Vielleicht kann der Besucher Informationsmaterial oder einen Überweisungsträger dalassen, sodass man sich dann ganz in Ruhe zu Hause die Materialien durchlesen kann. Vielleicht kann man sich auch noch mal informieren, welche Organisation genau dahinter steckt und sich dann für oder gegen eine Spende entscheiden. Auf jeden Fall gilt: An der Haustür nicht unter Druck setzen lassen und keine vorschnellen Entscheidungen treffen.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Ist das ein Garant, dass mit einer Spende alles glatt laufen wird?
Semmler: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, kurz DZI, vergibt nach einer jährlichen Prüfung Spendensiegel an Organisationen. Wenn eine Organisation so ein Spendensiegel bekommt, dann bedeutet das, dass die Organisation nachweisbar aufweist, wie das gespendete Geld verwendet wird, dass sachlich geworben wird und sparsam gewirtschaftet wird. Das ist also auf jeden Fall schon mal ein gutes Zeichen, wenn dieses Siegel vorhanden ist.
Andersherum bedeutet es aber nicht zwangsläufig, dass eine Organisation, die dieses Siegel nicht hat, automatisch unseriös sind. Unabhängig davon bleibt es immer dabei, wenn man eine Organisation nicht kennt, sollte man es immer selbstständig vorher noch mal prüfen. Womöglich gibt es Informationsmaterial über die Organisation. Im Zweifel sollte man sich den Geschäftsbericht vorab mal zuschicken lassen, bevor man sich für eine Spende entscheidet.
Das Interview führte Bernd Hamer.