Deutscher Pfarrer in Paris zur Wahl in Frankreich

Gegen Ängste und Abgrenzung

Es kommt zur Stichwahl in Frankreich zwischen Macron und Le Pen: Markus Hirlinger, Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Paris, zeigt sich im Interview beruhigt, dass es nur eine extreme Partei in die Stichwahl geschafft hat.

Notre-Dame Kathedrale in Paris, Frankreich / © SEBASTIEN NOGIER (dpa)
Notre-Dame Kathedrale in Paris, Frankreich / © SEBASTIEN NOGIER ( dpa )

domradio.de: Wie bewerten Sie den Wahlausgang?

Pfarrer Markus Hirlinger (Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in St. Albertus Magnus in Paris): Ich und viele Menschen in der deutschsprachigen Gemeinde sind sehr erleichtert, dass es mit Marine Le Pens Front National nur eine extreme Partei in die Stichwahl geschafft hat. Auch dass die extreme Rechte nicht in Führung liegt, freut mich. Viele hier hatten Sorge vor dieser Katastrophe, dass zwei extreme Parteien in die Stichwahl kommen könnten.

domradio.de: Macron liegt vorne. Er hat sich mit der muslimischen Gemeinde getroffen hat und will gemeinsam Lösungen im Kampf gegen den Islamismus finden. Eine gute Nachricht?

Hirlinger: Ja, das ist auch der Weg der christlichen Kirchen: In den Dialog treten, Ängste abbauen, sich kennenlernen, das Miteinander gemeinsam gestalten. Das gemeinsame Leben ist heute in der modernen Welt nicht mehr anders zu denken als im Miteinander. Macron konnte da punkten. Le Pen hat aber leider auch punkten können auf der Seite der Ängste und der Abgrenzung.

domradio.de: Kurz vor der Wahl hatte es noch einen islamistischen Anschlag in Paris gegeben. Gab das noch einmal Rückenwind für Le Pen?

Hirlinger: Ja, vielleicht. Aber ich glaube, dass hier trotzdem viele Menschen vernünftig denken und sich von einem solchen Anschlag, so grausam er auch war, nicht bei ihrer Wahl beeinflussen haben lassen. Das waren wohl nur einige wenige, die hin- und hergerissen waren und dann die Rechte gewählt haben.

domradio.de: Auch viele Katholiken wählen Front National. Ist das ein Thema in Ihrer Gemeinde?

Hirlinger: Nicht wirklich. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, hier im XVI. Arrondissement wollten fast alle den Konservation Fillon wählen. Es kann aber auch sein, dass viele Le-Pen-Wähler das nicht offen zugeben wollten.

domradio.de: Ist Politik auch Teil ihrer Predigten?

Hirlinger: Das Thema ist vor allem zwischen den Zeilen da, weil wir natürlich immer gegen die Angst und die Abgrenzung und immer für ein Miteinander predigen. In Deutschland war ich Teil eines christlich-muslimischen Arbeitskreises. Das gibt es hier noch nicht, aber ich bin auch erst seit zwei Monaten hier.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR