Deutschland könnte Eichenholz für Notre-Dame liefern

900 Angebote zur Mithilfe

Berlin hat für den Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame Hilfe angeboten. Die deutsche Koordinatorin für den Wiederaufbau und Kölner Ex-Dombaumeisterin, Barbara Schock-Werner,
schildert, was genau es zuvor brauche.

Die Sonne geht hinter der Kirche Notre Dame in Nizza unter / © Daniel Cole (dpa)
Die Sonne geht hinter der Kirche Notre Dame in Nizza unter / © Daniel Cole ( dpa )

Deutschland könne beispielsweise Eichenholz für den ausgebrannten Dachstuhl zur Verfügung stellen, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nach einem Treffen mit Frankreichs Kulturminister Franck Riester.

"Bei uns in Deutschland, allein in meinem Ministerium, sind mittlerweile mehr als 900 sehr konkrete Angebote zur Mithilfe eingegangen", sagte Grütters in Paris. Angebote gebe es von Unternehmen, Privatleuten oder Experten.

"Wir möchten nicht als Besserwisser auftreten", so Grütters. "Wir glauben auch, dass es keine finanzielle Unterstützung braucht - das ist ja hier offensichtlich geleistet worden." 

Schock-Werner: Es braucht Analyse für Wiederaufbau

Die Universität Bamberg habe vor einigen Jahren große Teile der Kathedrale gescannt: "Die Daten stehen unmittelbar zur Verfügung", versicherte Grütters. Konkrete Vereinbarungen mit der französischen Seite gebe es aber noch nicht.

Bei dem Besuch wurde Skepsis am Plan von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron deutlich, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wiederaufzubauen: "Ich werde nicht dem französischen Staatspräsidenten widersprechen. Das tut man nicht", meinte die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. 

Die deutsche Koordinatorin für Hilfe beim Wiederaufbau wies aber darauf hin, dass erst eine Schadensanalyse vorliege müsse, bevor man überhaupt Aussagen zu Kosten und Dauer des Wiederaufbaus treffen könne. "Alles andere ist pure Fantasie."

"Innen sieht es grauenhaft aus"

Es komme auch darauf an, was man unter "fertig" verstehe, erklärte sie. In fünf Jahren könne man etwa mit einer Zwischendecke den Innenraum wieder nutzbar machen. Schock-Werner ist Architektin und Kunsthistorikerin. Sie war von 1999 bis 2012 Dombaumeisterin in Köln.

"Innen sieht es natürlich grauenhaft aus", sagte Schock-Werner nach dem Besuch der Pariser Kathedrale. Zwei Stützpfeiler im Inneren seien völlig ausgeglüht, ihre Schale "bröselig wie Zucker". 

Und weiter: "Der Architekt gibt zu, dass sie nicht wissen, ob die Gewölbe, die noch oben sind, wirklich da oben bleiben." Davon, ob man die Gewölbe erneuern müsse, hänge auch maßgeblich die Dauer des Wiederaufbaus ab. 

Barbara Schock-Werner

Barbara Schock-Werner wurde 1947 in Stuttgart in einer schwäbischen Handwerkerfamilie geboren.

Schock-Werner absolvierte nach der Mittleren Reife an der Mädchenmittelschule zunächst eine Lehre als Bauzeichnerin sowie ein Zimmermanns- und ein Maurer-Praktikum. Ab 1967 studierte sie an der Staatlichen Ingenieurschule für das Bauwesen in Stuttgart Architektur.

Architektin Barbara Schock-Werner / © Julia Steinbrecht (KNA)
Architektin Barbara Schock-Werner / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
dpa