Diakon Rolf Faymonville wird Olympia-Seelsorger

"Den Sportlern zeigen, dass sie wertvoll sind"

Der Gymnasiallehrer und Diakon Rolf Faymonville aus dem Erzbistum Köln wird als Seelsorger im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz die Sportler bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro begleiten.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Diakon und Olympiaseelsorger Rolf Faymonville / © Harald Oppitz (KNA)
Diakon und Olympiaseelsorger Rolf Faymonville / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Anfrage kam während der Diakonenkonferenz: Ob er sich nicht vorstellen könne, als Olympiaseelsorger im Sommer 2016 nach Rio zu gehen? Rolf Faymonville musste nicht allzu lange nachdenken. Sport hatte ihn schon immer interessiert, in der Schule war er ein guter Schwimmer gewesen und Brasilien kannte er: Seit 1994 steht er in enger Verbindung mit der Fazenda da Esperança, einem christlichen Rehabilitationsprojekt für ehemalige drogenabhänge Jugendliche. Mehrere Monate hatte er in einem dieser Projekte gelebt und mitgearbeitet und danach in Deutschland beim Aufbau zweier Fazendas in Markée bei Nauen und in Xanten geholfen.

Ein Blick in den Schulferienkalender, Rücksprache mit dem Direktor des Gymnasiums, wo er als Lehrer arbeitet und das OK seiner Familie, dann stand fest: Wenn am 5. August in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele beginnen, wird Rolf Faymonville als Seelsorger im Auftrag der Deutschen Bischhofskonferenz dabei sein, wie an diesem Mittwoch bekannt gegeben wurde.

Für die Sportler da sein

Eine Idee von den Aufgaben eines Olympiaseelsorgers hat er schon, er hat Tipps von seinem Kollegen, dem evangelischen Olympiapfarrer Thomas Weber eingeholt, mit dem er gemeinsam nach Brasilien reisen wird: Ökumenische Gottesdienst anbieten, Präsenz zeigen, für die Sportler da sein, das werden seine Hauptaufgaben sein. "Wir sind offen für persönliche Gespräche und Begegnungen", sagt er, "es kann ja auch durchaus passieren, dass jemand nach dem Wettkampf in ein Loch fällt, weil er vielleicht die persönliche Bestzeit oder eine Medaille nicht erreicht hat." Und selbst bei Erfolg könne ein solches Loch entstehen, wenn man Jahre lang auf einen solchen Wettkampf hingearbeitet habe. "Wir wollen den Sportlern zeigen, dass sie so wie sie sind, wichtig und wertvoll sind. Dass ihr Wert nicht von ihren Leistungen abhängt und dass sie als solche von Gott geliebt sind", sagt der künftige Olympiaseelsorger.

Dazu haben katholische und evangelische Kirche auch das Begleitheft "Mittendrin" herausgegeben. Eine Art geistliches Trainingsbuch für die Athleten, das mit Gebeten und Gedanken die Herausforderungen bei den Olympischen Spielen auf eigene Weise aufgreift. "Wir wollen den Sportlern auch helfen, sich zu sammeln, dass sie das, was sie an Gaben und Fähigkeiten haben, auch auf den Punkt genau bringen können", sagt Faymonville.

Breites ehrenamtliches Engagement

Rolf Faymonville wurde 1962 in Aachen geboren, studierte in Bonn Religion und Latein auf Lehramt, später kam noch eine Qualifikation als Musiklehrer hinzu. Lange Jahre arbeitete er bei den Maltesern in der Hospizarbeit und für die Malteserakademie, erst 2005 wechselte er in den Schuldienst. Immer schon war er neben seinem Job ehrenamtlich aktiv, nach wie vor engagiert er sich in der Hospizarbeit, er leitet ein Blasorchester, engagiert sich im christlich-jüdischen Dialog und ist sogar schon mit einer Klezmer-Schülerband nach Israel gereist und hat dort mit Giora Feidman gespielt. Nun kommt die Olympiaseelsorge hinzu. Das sei allerdings allein auf die Sommerspiele 2016 beschränkt, alles andere lasse sich mit seinen Arbeitszeiten nicht vereinbaren, erklärt er.

Auch wenn seine Familie dann lange auf ihn verzichten müsse, unterstütze sie ihn in seinem Vorhaben, sagt Faymonville, der Vater von drei erwachsenen Söhnen ist. "Als ich zu Hause erzählte, dass ich als Seelsorger zu den Olympischen Spielen nach Rio fahren könnte, hat meine Familie sofort gesagt: ‚Mensch, mach das!‘", erinnert er sich. "Natürlich wären sie auch gerne mitgefahren. Aber so eine Reise ist ja auch für einen Lehrer kaum finanzierbar", fügt er lachend hinzu.

Olympiastadt kennenlernen

Rio kennt er, zwei Mal war er schon dort, wenn auch nur kurz. An die Copacapana zieht es ihn aber nicht mehr: "Ich war dort im europäischen Sommer, wenn dort Winter ist. Dann sind es zwar immer noch 24 Grad, aber es gibt nicht einen Brasilianer, der seinen Zeh ins Wasser tauchen würde.", lacht er. Viel lieber möchte er noch mal hoch zur Christusstatue "Cristo Redentor" fahren und den wunderbaren Blick über Rio genießen. Und eine Fahrt auf den Zuckerhut steht auf seiner Wunschliste. "Und ansonsten möchte ich möglichst viel vom sprudelnden Leben und der Lebensfreude der cariocas, also der Bewohner Rios, mitbekommen."

Und wer bringt die meisten Medaillen nach Hause? Zu einem eindeutigen Tipp will er sich nicht hinreißen lassen: "Ich hoffe natürlich Deutschland. Aber die Amerikaner sind auch sehr stark und ob die russischen Athleten antreten dürfen, ist ja derzeit noch unklar. Aber ich hoffe, dass auf jeden Fall immer die, die auch die beste Leistung erbracht haben, siegen. Und dass am Ende jeder auch mit seiner eigenen Leistung zufrieden sein kann, egal ob es nun eine Medaille gibt oder nicht. Und das wünsche ich jedem, dass er das schaffen kann."


Quelle:
DR