Unter den Dominikanern auf der ganzen Welt wird er auch deswegen ganz besonders verehrt, weil er der zweite Ordensmeister war und damit der direkte Nachfolger des heiligen Dominikus. Jordan trug dazu bei, den Orden zu strukturieren, er sorgte dafür, dass die Brüder eine ausgezeichnete Ausbildung erhielten und nahm unzählige Männer in die Gemeinschaft auf.
Aber - und dadurch ist er heute noch für jeden Menschen eine interessante Persönlichkeit - er pflegte auch eine besondere Freundschaft mit Diana von Andalo. Sie war eine junge Frau, die mit Hilfe von Jordan ein Dominikanerinnenkloster in Bologna gründen konnte, um so an der Predigt der Brüder teilzunehmen.
Briefwechsel mit Diana von Andalo
Aus diesem Kontakt entwickelte sich eine tiefe und herzliche Freundschaft zwischen den beiden, die man heute noch in 50 Briefen nachlesen kann, die im Kloster St. Agnes in Bologna aufgehoben wurden. Da es Jordans Briefe an Diana sind, zeigen sie, wie herzlich und zugewandt der Ordensmeister war.
Und damit kann er heute noch eine Inspiration für uns sein. Denn in der Regel waren die beiden Freunde nicht am gleichen Ort, sondern hielten Kontakt nur über die Briefe. Also im Grunde genauso, wie wir zur Zeit Kontakt halten müssen, wenn es wegen der Pandemie nicht möglich ist, sich persönlich zu treffen.
Innige Verbindung mit Abstand
Die Korrespondenz zwischen Jordan und Diana zeigt, dass es nicht unbedingt nötig ist, immer zusammen zu sein, um in Gedanken zusammen zu sein. So berichtet Jordan einmal davon, dass er plötzlich Schmerzen am Fuß gehabt und später davon erfahren habe, dass Diana sich in dem Augenblick den Fuß verletzt habe. Das zeigt uns, dass eine tiefe und innige Verbindung auch dann möglich ist, wenn wir uns nicht sehen oder sogar sprechen können.
Wer hat das nicht schon einmal erlebt, dass man an eine liebe Person denkt und bekommt in dem Augenblick eine Nachricht oder einen Anruf von ihr? Das mag manchmal seltsam klingen, aber man kann in Zeiten der Distanz so auch darauf vertrauen, dass nicht jede Verbindung räumliche Nähe braucht.
Offensichtlich gibt es Freundschaften und Beziehungen, die so tief sind, dass man sich immer nah ist. Noch in einem anderen Punkt kann der selige Jordan von Sachsen für uns heute eine Inspiration sein: Er schreibt in seinen Briefen so liebevoll an Diana, dass man bis heute nachvollziehen kann, wie gut die beiden miteinander befreundet waren.
Ein liebes Wort ist heilsam
Und das tut uns heute noch gut. Denn in unserer Zeit, in der man seine Zuneigung nicht durch Gesten ausdrücken kann, indem man jemanden nicht einfach mal umarmen kann, sondern auf Maske und Abstand bedacht sein muss, ist es schön und heilsam, ein liebes Wort zu hören und zu lesen. Warum also nicht einmal selber aktiv werden und den besten Freunden oder lieben Verwandten eine Nachricht schreiben mit lauter guten Worten.
In Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auseinander zu driften droht, kann es ein Gegenmittel sein, weniger übereinander zu schimpfen. Stattdessen kann man einen positiven Akzent setzen, indem man einander sagt, was man aneinander schätzt. Das kann Herzen und Gedanken öffnen und tut jedem Menschen gut.
Auch wenn es sich im ersten Blick ein bisschen gewöhnungsbedürftig anfühlen mag, kann Jordan uns ermutigen: Er war schließlich auch jemand, dem man so herzliche Worte auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. Schließlich war er Ordensmann und Priester; trotzdem schrieb er auf, was er fühlte und dachte.
Seine Botschaft: Nur Mut
Also nur Mut dabei, die Umgebung mit lieben Worten zu überraschen und vielleicht sogar ein bisschen zu heilen! Leider sind die Briefe von Diana an Jordan verloren gegangen. Es ist nicht bekannt, was genau Diana auf die guten Worte ihres Freundes antwortete, dennoch können wir davon ausgehen, dass sie ihm genauso herzliche und offene Worte schrieb.
Und so können auch wir heute darauf hoffen, dass wir auf herzliche Worte ebenso herzliche Antworten bekommen. Warum also nicht den Schritt wagen und gute Gedanken in die Welt senden?