Die Christusträger-Bruderschaft ist auch in Afghanistan im Einsatz

Dem Evangelium Hand und Fuß geben

Eine große Weite - das ist der erste Eindruck, wenn man das Kloster Triefenstein betritt, eine weitläufige Anlage im Maintal am Rande des Spessarts. Sieben Jahrhunderte beherbergte sie Augustiner-Chorherren, danach wurde sie zivil und militärisch genutzt. Und seit fast 25 Jahren ist sie nun Hauptsitz der evangelischen Christusträger-Bruderschaft.

Autor/in:
Beate Krämer
 (DR)

Viele der ehelos lebenden Brüder kommen aus dem Handwerk, dem medizinischen Bereich oder haben einen kaufmännischen Hintergrund. Handfestes Zupacken ist ein Charakteristikum der Ordensgemeinschaft, die Anfang der 1960er Jahre in Bensheim an der Bergstraße entstand. "Dem Evangelium Hand und Fuß geben" wollen sie. So haben sie es 2004 rund 40 Jahre nach der Gründung in ihren "Gemeinsamen Grundlagen" formuliert. 28 Mitglieder zählt die evangelische Männergemeinschaft. Das aktive Leben komme Männern besonders entgegen, ist Prior Christian Hauter überzeugt. Er steht als einer von zwei Pfarrern an der Spitze der Bruderschaft.

Betätigungsfelder gibt es reichlich. Seit genau 40 Jahren ist die Gemeinschaft in Afghanistan im Einsatz, hat dort "Wüstenzeiten, aber auch Zeiten der Erfrischung" mit immer neuen Herausforderungen erlebt. Derzeit sind Brüder vor allem in zwei Ambulanzkliniken in Kabul tätig. Parallel dazu baute Bruder Schorsch eine Werkstatt auf, die Hospitäler in der afghanischen Hauptstadt technisch unterstützt, Lehrlinge ausbildet und Handwerker bei der Gründung kleiner Betriebe anleitet.

Leben und Arbeiten in Kabul
Drei Brüder leben und arbeiten derzeit in Kabul. Fünf sind es im Dorf Vanga, rund 350 Kilometer östlich der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Sie arbeiten in einem kirchlichen Hospital, haben die Leitung der Kinderklinik inne, behandeln mittellose Patienten, unterrichten an der Krankenpflegeschule und leisten Hilfe in der Landwirtschaft.

Zwei Brüder engagieren sich in den neuen Bundesländern in der Stiftung "Leben und Arbeit" für und mit Langzeitarbeitslosen sowie Jugendlichen, die sich schwer tun, im Berufsleben Fuß zu fassen. Bis zu acht junge Männer können sich - eingebunden ins gemeinschaftliche Leben - an regelmäßige Arbeit gewöhnen.

Neben sozial-diakonischen Aufgaben bildet die Verkündigung einen zweiten Schwerpunkt der Christusträger-Bruderschaft. Zwei Gästehäuser betreibt sie: eines seit 1976 in Gut Ralligen (Schweiz) und eines im Kloster Triefenstein. 1985 hat die Gemeinschaft die renovierungsbedürftige Anlage mit ihrer reich ausgestatteten Barockkirche erworben und seither Stück für Stück hergerichtet. 90 Gästebetten sind entstanden.

Offene und vom Glauben geprägte Atmosphäre
Die Gäste im Kloster, meist Gruppen, genießen eine umfassende Betreuung. Es handelt sich nicht um ein freies Beleghaus. Die Brüder gestalten das geistliche Programm mit Liedern, Bibelarbeiten und anderen Angeboten. Gespräche in Gang bringen, Räume öffnen für die Begegnung mit Christus in einer offenen und doch vom Glauben geprägten Atmosphäre, nennt der Prior als Ziel.

Auch wenn das Kloster sonst nicht öffentlich zugänglich ist, verstecken sich die Brüder nicht hinter den Mauern: Sonntags besuchen sie Gottesdienste in den umliegenden Gemeinden. Auf Wunsch gestalten sie diese auch mit. Ferner bieten sie Seminarprogramme in Gemeinden oder Gruppen an. Und dreimal im Jahr laden sie Christen aller Konfessionen zum ökumenischen Gottesdienst in ihre Kirche ein.