Die Eschen sterben im Kloster St. Ottilien

Ein mutierter Pilz hat Schuld

Die Baumallee im Kloster St. Ottilien wird es in dieser Form bald nicht mehr geben. Die Eschen dort, wie auch woanders, sind von einer neuartigen Baumkrankheit befallen. Wird die Allee verschwinden? Ein Gespräch zum "Tag der Allee".

Allee des Klosters St. Ottilien / © Br. Elias König  (Benediktinerkongregation von Sankt Ottilien)

DOMRADIO.DE: Vor 100 Jahren wurde bei Ihnen der Weg zum Kloster als Allee bepflanzt. Jetzt sollen die Bäume nach und nach ersetzt werden. Was ist da los?

Pater Theophil Gaus im Kuhstall des Kloster St. Ottilien / © Julian Leitenstorfer (Benediktinerkongregation von Sankt Ottilien)

Pater Theophil Gaus OSB (Ordenspriester im Kloster St. Ottilien): Das liegt vor allem am Eschen-Sterben, das wir in ganz Mitteleuropa haben. Die Eschen gehen alle an einem Pilz zugrunde, der mutiert ist und jetzt in die Blattknospen eindringt und leider das Holz morsch werden lässt, sodass die Allee immer gefährlicher wird. Deswegen haben wir uns mit Wehmut entschieden und auch einen Kompromiss gefunden, dass wir sukzessive die gefährlichsten Bäume wegnehmen und durch Ahorn, Linde und ein Gemisch aus resistenteren Sorten ersetzen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, es wird eine gemischte Allee nachher werden, was im Herbst ja sicherlich auch sehr schön aussehen kann?

Pater Theophil Gaus OSB

"Die Allee wird zunehmend morsch und gefährlich."

Pater Theophil: Das dürfte der Fall sein. Der Spitzahorn leuchtet immer wunderbar im Herbst rot bis gelb, es ist auf alle Fälle eine gemischte Laubwald-Allee, die geplant ist.

DOMRADIO.DE: Ist das schwierig, dort jetzt die neuen Bäume direkt reinzusetzen, die alten zu fällen? Das sind ja große Bäume.

Pater Theophil: Überhaupt nicht. Wir können die Bäume zur Seite fällen, jeweils in das Ackerland rein, sodass es da keine Kollateralschäden gibt, dann wird einfach die Lücke wieder aufgefüllt.

DOMRADIO.DE: Wenn ich richtig verstanden habe, werden aber nicht alle Eschen abgesägt, oder?

Pater Theophil: Man hört gelegentlich die Hoffnung, dass es resistente Sorten gibt, die sich vielleicht durchsetzen. Allerdings sind unsere Eschen, wenn man sie anschaut, wirklich schlecht drauf. Ich fürchte, dass die einfach aus Sicherheitsgründen auf diesem durch Bänke gesäumten und stark durch Familien frequentierten Privatweg entfernt werden müssen. Es gibt viele Senioren, die von Geltendorf zum Kloster herüberlaufen. Da können wir nichts riskieren. Das ist dann eine Abwägung von Übeln, wo uns nichts anderes übrigbleibt. Ich fürchte, dass alle Eschen drankommen werden.

Allee aus gesunden Eschen im Herbst / © dugdax (shutterstock)
Allee aus gesunden Eschen im Herbst / © dugdax ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Bild wird trotzdem erst mal anders werden, weil die Bäume, die Sie pflanzen, zunächst klein sind?

Pater Theophil: Ja, aber das Günstige ist, dass wir schon früher immer einmal Eschen herausgenommen haben. Das heißt, die Allee schaut zwar lichter aus, aber das Gesamtbild ist nach wie vor gut erhalten.

DOMRADIO.DE: Was kann man denn da schon möglicherweise über den Klimawandel ableiten?

Pater Theophil Gaus OSB

"Eine Allee hat eine ganz hohe Biodiversität."

Pater Theophil: Einen direkten Zusammenhang dieses Eschen-Pilzes mit dem Klimawandel herzustellen, halte ich für schwierig. Generell nehmen diese NEO Funghi, die neuartigen Pilzerkrankungen, in der hiesigen Botanik zu, das mag mit dem Klimawandel indirekt irgendwie zusammenhängen. Speziell beim Eschen-Sterben sehe ich jetzt keinen Kontext. Der Umbau der Wälder von den Nadelwald-Monokulturen, die wir hier zum Teil in Oberbayern haben, zu dem resistenteren Laubmischwald, das ist dann tatsächlich ein anderes Thema: Gerade die Fichte leidet massiv unter dem Klimawandel.

DOMRADIO.DE: Die Naturexperten sagen, Alleen seien wichtig. Inwiefern?

Pater Theophil: Ich bin hier der Vogelkundler und sehe, dass sehr viele Vogelarten in der Allee brüten. Da ist einfach eine ganz hohe Biodiversität, je älter die Laubbäume, desto höher. Das liegt auch an dem reichhaltigen Insektenvorkommen. Außerdem sind es so etwas wie Grenzlinien. Zwischen der Kulturlandschaft sind meistens noch Hecken, andere Gehölze, die zwischen die Bäume gepflanzt wurden oder die sich selber angesiedelt haben. Das ist von Haus aus ein Biodiversität-Hotspot und eine Vernetzung von Biotopen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

BUND wählt "Allee des Jahres 2022"

Anlässlich des "Tages der Allee" am 20. Oktober kürt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die "Allee des Jahres 2022". Aus etwa 200 Beiträgen eines bundesweiten Fotowettbewerbes hat eine Jury das Bild "Eschen-Allee im Spätsommer" von Karsten Kriedemann ausgewählt. Zur Begründung erklärte die Jury: "Das Grün der Bäume an dieser schmalen Straße zieht sich durch die abgeernteten Felder und ist eine lebende Verbindung zu dem Wäldchen im Hintergrund. Das Bild hat eine klare harmonische Linienführung und ist sehr schön ausgeleuchtet. Es zeigt eine der letzten Eschen-Alleen.

Allee des Jahres 2022 / © Karsten Kriedemann (BUND e.V.)
Allee des Jahres 2022 / © Karsten Kriedemann ( BUND e.V. )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema