Die evangelische Kirche kann sich mit dem Papst-Staatsbesuch nicht so recht anfreunden

Ja, aber ...

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Nikolaus Schneider, hat sich verwundert über die angekündigte Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag geäußert. Es irritiere ihn sehr, dass die römisch-katholische Kirche sich nicht nur als Kirche, sondern auch als Staat verstehe, sagte Schneider an Heiligabend. Doch danach lenkte er ein.

Weiß auch nicht so genau: Präses Nikolaus Schneider (KNA)
Weiß auch nicht so genau: Präses Nikolaus Schneider / ( KNA )

"Unser Verständnis des Amtes und der Kirche unterscheidet sich doch sehr von dem der Katholiken. Auch ich habe im Moment keine Idee, wie ich als Protestant einen positiven Zugang zum Papstamt und dem Anspruch, der damit verbunden ist, finden soll", sagte Schneider. Er verwies auf die Barmer Theologische Erklärung von 1934, wonach die Kirche "keine staatliche Art" habe. "Die Kirche als staatliches Organ - das geht gegen unser Bekenntnis", stellte der EKD-Vorsitzende fest.



In einem weiteren Interview sagte Schneider allerdings: Im "Lande der Reformation" sei ein solches Treffen ein besonderes Ereignis, "und wir werden gern eine solche Einladung auch aussprechen". Weiter sagte Schneider: "Ich finde es schön, dass der Papst nach Deutschland kommt." Dass Benedikt XVI. im Rahmen seines Besuchs auch vor dem Bundestag spreche, nannte der EKD-Ratsvorsitzende "nachvollziehbar". Schließlich sei der Papst auch Staatsoberhaupt.  Außerdem gebe es so viele Katholiken in Deutschland, was eine solche Rede zusätzlich rechtfertige.



Der Papst kommt vom 22. bis 25. September in die Bundesrepublik. Als Stationen für die erste offizielle Visite sind Berlin und das Erzbistum Freiburg sowie das Bistum Erfurt vorgesehen. Benedikt XVI. hatte 2005 bereits den Weltjugendtag in Köln und 2006 Bayern besucht.