DOMRADIO.DE: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat Anfang der Woche gesagt, es gäbe grundsätzlich grünes Licht für Martinsumzüge. Sie sind den Martinsumzügen sehr verbunden. Wie haben Sie auf diese Nachricht reagiert?
Marco Schmitz (Abgeordneter der CDU-Landtagsfraktion in NRW und Sankt Martin-Darsteller): Das hat mich natürlich sehr gefreut, dass Karl-Josef Laumann gesagt hat, wir haben die Möglichkeit unter bestimmten Voraussetzungen Martinszüge durchzuführen. Aber es ist nach wie vor eine ganz große Herausforderung, weil die Auflagen dementsprechend groß sind.
DOMRADIO.DE: Jetzt geht es darum, geeignete Konzepte zu erstellen, damit Abstände und Personenzahlen eingehalten werden. Wie könnte ein Martinsumzug in Zeiten von Corona denn aussehen? Zum Beispiel bei Ihnen in Düsseldorf-Gerresheim.
Schmitz: Nach Rücksprache mit dem Vorsitzenden unseres Martinsvereins werden wir die Züge dieses Jahr nicht durchführen. Wir sind dafür einfach zu groß geworden. Normalerweise haben wir zwei Züge, und beim großen Zug nehmen bei gutem Wetter schon 5.000 bis 6.000 Menschen teil. Nach wie vor ist es so, dass eine Veranstaltung mit mehr als tausend Teilnehmern von der Landesregierung und der Verwaltung genehmigt werden muss. Auch müssen entsprechende Hygienekonzepte durchgeführt werden. Bei den großen Zügen kann ich mir nicht vorstellen, dass man sie coronakonform und geschützt durchführen kann.
Etwas anderes ist es, wenn wir sagen, wir haben eine Kita, die einen eigenen Martinszug veranstaltet, an dem nicht mehrere Kitas und Schulen beteiligt sind. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass diese Züge mit dem notwendigen Abstand durchgeführt werden können. Aber auch hier ist es notwendig, dass ein entsprechendes Hygienekonzept eingehalten wird.
DOMRADIO.DE: Letztendlich wird dann doch von Fall zu Fall entschieden und kann von Stadt zu Stadt ganz unterschiedlich ausfallen, oder?
Schmitz: Genau. Es liegt in der Entscheidung der lokalen Gesundheitsämter. Das ist nichts, was das Land entscheiden kann, sondern das müssen die Behörden vor Ort entscheiden. Sie kennen auch die Gegebenheiten besser. Natürlich ist ein Martinszug etwas anderes als ein Konzert in einer Arena. Man ist an der frischen Luft und die Kinder sind sowieso tagsüber meistens vermischt, gerade wenn sie in einer Schulklasse sind. Die Herausforderung ist dann, wenn Eltern und Begleitpersonen dazukommen, dass sich alle an den Abstand halten.
Und das wird natürlich bei einem Martinszug, der durch die Straßen zieht, irgendwann doch wieder schwierig. Aber gerade bei kleinen Martinszügen habe ich die Hoffnung, dass die Möglichkeit besteht, eine Martinsfeier zu machen.
DOMRADIO.DE: In einem früheren Interview sprachen wir darüber, dass so eine Verantwortung und die Arbeit für Ehrenamtler nicht immer leicht zu bewältigen ist. Haben Sie da nach wie vor Bedenken, dass viele Umzüge - auch die kleineren - letztendlich an fehlenden Konzepten scheitern könnten?
Schmitz: Das wird ein ganz großes Problem werden, weil man nicht sagen kann, ob das Konzept eingehalten ist. Man kann ja noch so ein tolles Konzept schreiben, aber wenn sich die Teilnehmer nicht selber daran halten, dann ist das ein Problem. Wir haben gestern darüber diskutiert wie wir das als Eltern sehen. Würden wir unsere Kinder als Unbeteiligte zu einem Martinszug schicken?
Das Wichtige ist, dass die Geschichte von Sankt Martin erzählt wird und bei den Kindern ankommt: Das Teilen, das füreinander Einstehen, Menschen helfen. Die Idee von Sankt Martin müssen wir auch in diesem Jahr vermitteln. Dafür gibt es auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte man Martinslaternen basteln oder eine Mantelteilung in der Schule oder in der Kita machen - aber vielleicht ohne Umzug. Die Geschichte muss weiterleben.
Das Interview führte Carsten Döpp.