Bischof Ipolt warnt vor Scheitern des Reformdialogs

"Die Gräben sind sehr tief"

​Der Görlitzer Bischof Ipolt hat vor einem Scheitern des Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland gewarnt. "Ich hoffe, dass das Ganze nicht im Chaos endet", sagte Ipolt in einem Interview der Zeitung "Die Tagespost".

Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Die Gräben sind sehr tief", erklärte Bischof Ipolt nach den jüngsten Regionalkonferenzen des "Synodalen Wegs". Dabei geht es unter anderem um die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Schwieriger Reformprozess

Unter den 230 Teilnehmern gebe es "Spannungen, die darf man nicht einfach wegdiskutieren", erklärte Ipolt. "Auf der einen Seite werden sehr emotionale Argumente und Erwartungen vorgetragen, auf der anderen Seite findet eine theologische Auseinandersetzung statt", so der Bischof. "Wenn Emotionen und Theologie aufeinanderprallen, dann wird es schwierig: Dann lassen die einen den anderen nicht mehr gelten." Notwendig sei ein theologisches Fundament, forderte Ipolt. "Auf diesem Fundament müssen wir gemeinsam reden lernen - alle Seiten: Bischöfe, Laien, Frauen und Männer: Das sehe ich im Augenblick als die größte Herausforderung."

Auf die Frage, was zur Entspannung beitragen könnte, sagte Ipolt, die Bischöfe hätten mit großer Mehrheit vorgeschlagen, "dass die Leitung des Synodalen Wegs sowohl Applaus wie Ablehnung beim Austausch verbietet, damit Buhrufe oder Applaus aufhören". Zudem betonte er, die Bischöfe wollten angesichts der hohen Erwartungen auch "deutlicher aussprechen, dass manches nicht erfüllbar ist".

Dialog beim Synodalen Weg

Der Görlitzer Bischof sagte zudem, er "ärgere" sich, "wenn Hauptamtliche, die von der Kirche bezahlt werden, das eigene Nest beschmutzen. Ihnen muss man sagen, dass die Gläubigen ihr Geld dafür geben, dass sie arbeiten können und auch die Veranstaltung mit ihrer Kirchensteuer finanzieren. Und da muss man respektvoller über manches sprechen."

Ein Ziel des von den deutschen katholischen Bischöfe und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestarteten Initiative ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die in der katholischen Kirche einmalige Form des Dialogs zwischen Laien und Bischöfen war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Wegen der Pandemie wird der Synodale Weg nach derzeitigem Planungsstand nicht im Oktober 2021, sondern im Februar 2022 enden.

 

Quelle:
KNA