Die ITB bedient sich auch der Religion

Kreuzritter, Luther - und sogar der Papst

Unter den 11.000 Ausstellern aus 188 Ländern auf der 45. ITB, die an diesem Sonntag zu Ende geht, präsentiert sich so mancher wieder mit seinem religiösen Erbe. Doch es sind gar nicht mal die als typisch-katholisch bekannten Länder.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Ausgerechnet Kreuzritter. Mit den Mannen aus dem Mittelalter, die den "Ungläubigen" auch mit Gewalt das Christentum bringen sollten, werben Israel und Rumänien bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin für ihr Land. Am Stand Israels begrüßt gar ein lebendiger "Ritter" auf einer Pferd-Attrappe die Gäste. Einige Vertreter Rumäniens auf der ITB haben sich weiße Gewänder mit Kreuzen übergezogen. Sie laden die Besucher ihres Standes zu den Veranstaltungen ein, die anlässlich der Gründung der Ordensritter-Niederlassungen vor 800 Jahren in Siebenbürgen stattfinden.



Unter den 11.000 Ausstellern aus 188 Ländern auf der 45. ITB, die an diesem Sonntag zu Ende geht, präsentiert sich so mancher wieder mit seinem religiösen Erbe. Doch es sind gar nicht mal die als typisch-katholisch bekannten Länder. So stellt das diesjährige ITB-Gastland Polen lieber seine Landschaften und kulinarischen Köstlichkeiten als seine Kirchenbauten heraus. Auch am Stand der Spanier erschließt sich selbst auf den zweiten Blick nicht, dass das Land etwa mit Santiago de Compostela eines der beliebtesten Pilgerziele hat. Auf den großflächigen Plakaten prangen stattdessen idyllische Strände und Sonne satt. Zumindest Irland preist seine uralten Kirchen und Klöster in Prospekten an.



Eine deutsche Region, von der man es dagegen nicht erwartet hätte, wirbt ostentativ mit ihren christlichen Wurzeln: Unter den 16 Bundesländern präsentieren Sachsen-Anhalt und Thüringen ihre Sakralbauten in einer Weise, die so gar nicht der Minderheitensituation entspricht, in der sich die Kirchen dort befinden. Zudem profilieren sie sich als Kernland der Reformation und gut gerüstet für das Gedenkjahr 2017, in dem die evangelische Kirche an Luthers Thesenveröffentlichung zur Kirchenreform 1517 erinnert. An eigenen Ständen stellen Wittenberg und Mansfeld ihre historischen Lutherstätten zur Schau. Ein Double Albrechts von Brandenburg, Luthers mächtigem Widersacher, beantwortet in knallrotem Kardinalsgewand geduldig Besucherfragen.



Auch der Papst ist vertreten

Am Sachsen-Anhalt-Stand grüßen von weitem schon Uta und Ekkehard, die berühmten Stifterfiguren aus dem Naumburger Dom. In einem Ausstellungstunnel sind sogar zwei Originalabgüsse der Skulpturen zu sehen. Sie weisen auf die Landesausstellung über den Naumburger Meister hin, der die Figuren im 13. Jahrhundert schuf. Ende Juni wird sie durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy eröffnet.



Thüringens Tourismusverband bietet sogar schon Papst Benedikt XVI. auf, der den Freistaat voraussichtlich am 23. September besucht. Nicht nur die Katholiken, sondern ganz Thüringen freue sich auf den Heiligen Vater, heißt es in einer Pressemitteilung. An den Ständen von Berlin und Baden-Württemberg, wo Benedikt XVI. ebenfalls erwartet wird, ist seine Visite dagegen noch kein Thema.