Die Kirchen und die Kälte

Wenn das Weihwasser gefriert

In diesen frostigen Tagen wird auch in den Kirchen gehustet und geschnieft. Manch ein Gläubiger fragt sich: Friedensgruß - ja oder nein? Und was soll ich anziehen? Vieles ist einfach eine Frage der Perspektive.

Autor/in:
Leticia Witte
Hand an einem Weihwasserbecken / © P.Razzo (KNA)
Hand an einem Weihwasserbecken / © P.Razzo ( KNA )

Wem der Frost zu schaffen macht, könnte zur Abwechslung einmal in die Kirche gehen. Denn alles ist bekanntlich eine Frage der Perspektive: "Wenn Sie in die Kirche kommen, wird es sogar warm", sagt Stefan Tome, Sekretär im Pfarrbüro der katholischen Wieskirche im bayerischen Steingaden. Während dort im Freien dieser Tage zweistellige Minustemperaturen herrschen, sind es in dem Gotteshaus, das auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes steht, nach den Worten Tomes "nur" minus drei bis fünf Grad.

Seit etwa 250 Jahren müssten die Menschen in der Wieskirche mit der Kälte auskommen, sagt Tome. Das wüssten die Ortskundigen auch. Hin und wieder gefriere das Weihwasser, dann sorge der Mesner dafür, dass es wieder flüssig werde. Eines sei aber klar: "Wegen der Kälte fällt keine Messe aus." Die Temperaturen schreckten viele Menschen nicht ab. "Wer in die Wies kommt, kommt auch so", ist Tome überzeugt.

Empfehlenswert sind also Strumpf- oder lange Unterhosen sowie dicke Jacken. Das hilft natürlich auch, sich andernorts nicht zu verkühlen.

Weihwasser und Friedensgruß

Apropos: Nicht wenige Kirchgänger denken darüber nach, ob sie in der Grippe- und Kältesaison ihre Finger ins Weihwasserbecken tauchen oder anderen Menschen beim Friedensgruß die Hand reichen sollen. Sekretär Tome aus der Wieskirche meint, dass es jedem freigestellt sei, was er mache oder eben nicht. Auf dem Internetportal katholisch.de hieß es kürzlich, dass man sich auch ohne Weihwasser beim Betreten einer Kirche bekreuzigen könne.

Und wer Bedenken hat, seinem hustenden Nachbarn in der Bank die Hand zum Friedensgruß zu reichen oder gar selbst verschnupft ist, könne darauf guten Gewissens verzichten: "Zunicken ist wirklich völlig in Ordnung." Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, hilft eine Entschuldigung oder eine freundliche, kurze Erklärung.

Selbst Wissenschaftler haben bereits das Weihwasser unter die Lupe genommen. 2017 hatte die Hochschule Furtwangen eine Untersuchung veröffentlicht, wonach Weihwasser allgemein gesundheitlich recht unbedenklich ist - auch wenn die Trinkwasserqualität fehlt. Dafür waren 54 Proben aus fünf Kirchen verglichen worden. Durchschnittlich wurden demnach rund 6.000 Keime pro Milliliter Wasser gemessen. Die Forscher empfahlen als Hygienemaßnahme, dass Kirchen mit hohen Besucherzahlen das Wasser regelmäßig austauschen sollten.

Anfang Februar hatten die katholischen Diözesen in den USA explizit mit Vorsichtsmaßnahmen auf eine landesweite Grippeepidemie reagiert. Die Bischofskonferenz riet zum Beispiel dazu, im Gottesdienst auf das Handreichen beim Friedensgruß zu verzichten. Damit wollte die Kirche einen Beitrag leisten, um die weitere Ausbreitung der schwersten Grippewelle seit einem Jahrzehnt nicht weiter zu beschleunigen.

Heizungen unüblich in Kirchen

Auch wenn es im Vergleich zu den eisigen Temperaturen im Freien vielerorts in den Kirchen etwas wärmer ist - richtig kuschelig wird es dort in der Regel nicht. Der Kölner Erzdiözesanbaumeister Martin Struck hatte in dieser Angelegenheit im vergangenen Winter bei DOMRADIO.DE eine enttäuschende Nachricht für Freunde der Wärme: Höhere Temperaturen könnten der Ausstattung von Kirchen schaden.

Heizungen in Kirchen gebe es erst seit rund 150 bis 180 Jahren, so Struck. Und: "Früher war Heizen völlig unüblich, Kirchen sind keine Wohnzimmer, das sind öffentliche Räume, wie Marktplätze." Wenn an kalten Tagen zu viel geheizt werde, könne möglicherweise die hölzerne Ausstattung leiden. Daher sei das Temperieren zu empfehlen. Perfekt seien Bankheizungen: "Die Wärme ist direkt da, wo der Körper sie braucht."

Draußen liegt derweil die Kälte über dem Land. In der Regel müssten Beerdigungen deswegen nicht verschoben werden, so das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur und die Verbraucherinitiative Aeternitas.

Für das Ausheben eines Grabes sei der Frost jedoch mitunter eine Herausforderung. Dann könne es sein, dass Spezialmaschinen wie etwa Presslufthämmer eingesetzt würden. "Zum Teil muss man schon kreativ werden", sagt Aeternitas-Sprecher Alexander Helbach.


Quelle:
KNA