Die Lage der Roma in der EU bleibt unerträglich – die Caritas hilft

Von Baracken und bettelnden Kindern

1992 erklärten die Vereinten Nationen den 17. Oktober zum "Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut". Im domradio.de-Interview lenkt Michaela Hofmann vom Kölner Diözesan-Caritasverband in diesem Jahr den Fokus auf die erschreckende Situation der Roma in Rumänien.

 (DR)

domradio.de: Sie waren gerade in Rumänien - was haben Sie dort erlebt?

Hofmann: Ich habe ein Elend gesehen, wie ich es nicht für möglich gehalten habe. Ich dachte, ich wäre in einem Film zur vorindustrialisierten Zeit im 19. Jahrhundert ausgestiegen, in der Baracken nebeneinander stehen, in der es schmutzig ist, die Schweine herumlaufen, es keine Toiletten, Wasser und Strom gibt. Und: jede Menge Kinder, die betteln.



domradio.de: Wie kann so etwas denn sein, in einem Land der Europäischen Union?

Hofmann: Europa ist relativ groß, wir haben in allen Ländern ganz unterschiedliche Lebensbedingungen. Und Rumänien ist noch nicht so lange ein Staat, der frei und demokratisch handeln kann. Hier gibt es einen hohen Nachholbedarf zu den anderen europäischen Ländern. Hinzu kommt, dass die Gruppe der Roma dort - wie in allen anderen europäischen Ländern - eigentlich nicht gewollt ist. Die europäischen Gesellschaften wissen nicht, wie man mit fahrenden Völkern umgeht.



domradio.de: Was macht die rumänische Regierung denn für die Menschen?

Hofmann: Sie können dort leben. Es wird versucht, dass ihre Kinder in die Schule gehen. Aber viel mehr wird auch schon nicht gemacht. Eigentlich wäre es allen am liebsten, die Roma zögen nur herum blieben nirgends lange. Die Caritas in Rumänien versucht dagegen zu steuern. Sie setzt bei den Kindern an und sagt: Wir müssen diesen Kindern Perspektiven geben, ihnen Essen geben und sie ausbilden. Das geschieht in einem Zentrum, wo in Ganztagsangeboten unterrichtet und ein Wertgefühl vermittelt wird.



domradio.de: Und das gelingt?

Hofmann: Es gibt einen sehr starken Bezug der Kinder zu den Sozialarbeitern, sie hängen wie Trauben an ihnen in diesen sehr engen und kleinen Klassen. Die Kinder nehmen das Angebot hervorragend an.



Das Gespräch führte Christian Schlegel.