Die Menschen würden wegen der ungewissen Sicherheitslage von einer Rückkehr abgehalten, sagte ein UN-Sprecher in New York. Außerdem hätten viele ihre Dokumente verloren oder kein Obdach, weil ihre Häuser zerstört seien.
Vor allem Angehörige der usbekischen Minderheit mieden trotz Verletzungen die Krankenhäuser aus Angst vor Verhaftung oder schlechter Behandlung, berichtet Ärzte ohne Grenzen am Dienstag (20.07.2010). In einigen Gesundheitseinrichtungen, besonders in der Stadt und Umgebung von Osch, behindere die Präsenz von Bewaffneten den Zugang zu den Ärzten. Insgesamt herrsche weiter eine Atmosphäre von Angst und Misstrauen.
"Jeden Tag behandeln unsere medizinischen Teams in den Krankenhäusern und mobilen Kliniken Patienten, die geschlagen oder sogar gefoltert wurden", sagte der Projektleiter von "Ärzte ohne Grenzen" in Kirgistan, Andrei Slavuckij. Die Organisation rief die kirgisischen Behörden dazu auf, die Neutralität medizinischer Einrichtungen sicherzustellen. Die Behandlung Hilfsbedürftiger dürfe nicht von deren Herkunft abhängen.
Deutschland fordert internationale Untersuchung
Bei den gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Kirgisen und Usebeken im Juni waren bis zu 2.000 Menschen getötet worden. Tausende stünden weiter unter Schock und bräuchten auch psychologische Hilfe, berichtete "Ärzte ohne Grenzen". Deutschland und Frankreich fordern eine internationale Untersuchung über die Ursachen der Unruhen.
Bei einem Volksentscheid hatte sich die Mehrheit der Kirgisen für eine neue Verfassung ausgesprochen, die das zentralasiatische Land zu einer parlamentarischen Demokratie umbauen soll - es wäre das erste Land in der Region. Zentralasien ist politisch auffällig durch autokratische Herrscher wie in Usbekistan oder Kasachstan, andererseits strategisch interessant wegen Bodenschätzen und der Lage nahe bei Afghanistan.
Die Lage in Kirgistan bleibt angespannt
Angst und Misstrauen
Auch fünf Wochen nach den heftigen Ausschreitungen in Kirgistan ist die medizinische Versorgungslage laut "Ärzte ohne Grenzen" immer noch angespannt. Die Vereinten Nationen sprechen von mehr als 75.000 immer noch nicht heimgekehrten Flüchtlingen.
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