Kommentar zur Bundestagsentscheidung über Organspende

An die Nieren...

Der Bundestag hat entschieden: Die Widerspruchslösung ist abgelehnt. Grundlage für eine Organentnahme bleibt weiter die ausdrückliche Zustimmung des Spenders. DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen kommentiert das Ergebnis.

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal ( DR )

Das Thema Organspende geht mir richtig an die Nieren. Klar, auch die Realsatire "Zwei Päpste und ein Halleluja" im Vatikan, wo es um ein von wem auch immer geschriebenes Buch und den Zölibat ging, hatte hohen Unterhaltungswert und einen ernsten Hintergrund.

Aber beim Thema Organspende, das der Bundestag sich in dieser Woche vorgenommen hatte, geht es wirklich um Leben und Tod. Die große Mehrheit der Deutschen ist zwar theoretisch für die Organspende - aber praktisch hat eben nicht mal die Hälfte der Deutschen einen Organspende-Ausweis. Es ist gut, dass Politiker wie Gesundheitsminister Spahn und Grünen-Chefin Baerbock und ihre jeweiligen Mitstreiter ihre Gesetzentwürfe eingebracht haben - und ohne Fraktionszwang so leidenschaftlich im Bundestag gestritten wurde. Vielleicht hilft die jetzt beschlossene Zustimmungsregelung wirklich, dass endlich deutlich mehr Menschen ihr Einverständnis bei Ärzten und Ämtern abgeben.

Wir im DOMRADIO.DE haben vor einigen Jahren hautnah mitbekommen wie es ist, wenn ein Schwerkranker vergeblich auf ein Organ wartet. Unser Kollege brauchte dringend eine Spenderlunge - aber alles Bemühen half nichts. Als wir dann traurig an seinem Grab standen, war für mich klar: Du besorgst Dir jetzt umgehend einen Spenderausweis!

Ebenso klar war für mich, dass das Thema gar nicht oft genug angesprochen werden kann. Klar - keiner ist dazu verpflichtet, seine Organe nach seinem Tod anderen zu spenden. Aber eine bewusste Entscheidung sollte schon jeder treffen, selbst wenn das jetzt vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben wurde. Eine bewusste Entscheidung - die auch klar dokumentiert ist. Nicht irgendwann mal - sondern hier und heute!


Quelle:
DR