KNA: Wie haben Sie als Christkind die Absage erlebt?
Benigna Munsi (Nürnberger "Christkind"): Ich war gerade bei meinem Sprechcoach Thomas Dietz, um für dieses Jahr wieder den berühmten Prolog für die Eröffnung vorzubereiten, als der Anruf kam. Und ich war froh, dass ich beim Tommy war. Da konnte ich mich gleich mit ihm darüber unterhalten. Es ist natürlich sehr schade, aber in Anbetracht der aktuellen Situation wäre es unverantwortlich, so viele Menschen kommen zu lassen.
KNA: Wie geht es Ihnen damit?
Munsi: Ich hatte mich in den vergangenen Wochen schon immer wieder damit befasst, was wäre, wenn der Christkindlesmarkt ausfällt, und über viele verschiedene Szenarien nachgedacht. Meine Schwester, die letztes Jahr noch in Boston gelebt hat, war aber sehr traurig, weil sie mich ja letztes Jahr nicht als Christkind erlebt hat. Was mich wirklich schockiert, ist die Lage der Schaustellerinnen und Schausteller, die teilweise ein ganzes Jahr auf den Christkindlesmarkt hinarbeiten. Für die ist es ein totaler Schlag. An sie habe ich vor allem gedacht.
KNA: Das Nürnberger Christkind ist ja normalerweise nicht nur auf Weihnachtsmärkten unterwegs, sondern auch viel in Einrichtungen für Kinder, in Seniorenheimen oder in Krankenhäusern. Das wird sicher auch schwierig?
Munsi: So lange es irgendwie geht, werden wir versuchen, die Termine wahrzunehmen, die wir schon ausgemacht haben. Die Stadt Nürnberg hat von den Einrichtungen ein Hygienekonzept verlangt. Es wurde dann überlegt: Kann man das Risiko eingehen, ist es umsetzbar? Und dann eben entsprechend zugesagt.
KNA: Selbst wenn diese Veranstaltungen stattfinden, wird es aber anders sein: Es wird ja keine richtige Nähe geben können.
Munsi: Für mich hat Nähe im vergangenen Jahr eine sehr große Rolle gespielt. Daraus habe ich meine ganze Energie geschöpft: Nah bei den Menschen zu sein, wenn Kinder meine Flügel anfassen durften, mich umarmen durften. Die Nähe und auch die Liebe haben mich angespornt, gerade wenn es sehr stressig war. Ich habe gesehen, wofür ich das alles mache: Für diese Momente mit den Menschen. Und nun versuche ich dieses Jahr, ihnen trotz Abstands meine Nähe und Energie zurückzugeben.
KNA: Der Terminkalender dürfte aber dieses Mal deutlich luftiger sein?
Munsi: Ich wäre normalerweise zweimal die Woche auf dem Christkindlesmarkt, einmal noch zusätzlich auf dem für die Kinder. Und dann gehe ich ja noch auf andere Weihnachtsmärkte. Das fällt jetzt weg.
KNA: Geht dann das Christkind Corona-bedingt in die Verlängerung - also gibt es eine Amtszeit von drei statt normalerweise zwei Jahren?
Munsi: Soweit ich bisher gelesen habe, wird es nicht so sein. Die zwei Jahre sind einfach Tradition.
KNA: Wie werden dieses Jahr Advent und Weihnachten zu Corona-Zeiten?
Munsi: Die Pandemie kann uns Weihnachten nicht wegnehmen - dieses Gefühl von Zusammenhalt. Das können höchstens wir selbst. Es liegt also an uns.
Das Interview führte Christian Wölfel.