Entsprechende Austauschplattformen und Ideenbörsen haben die beiden Landeskirchen und Bistümer in Württemberg und Baden nun online gestellt. Das Interesse ist groß - an ersten Online-Infotreffen nahmen mehrere Hundert kirchlich Engagierte teil.
"Wir wollen bei der Suche nach passenden Lösungen vor Ort Unterstützung und Inspiration anbieten", so Tobias Aldinger vom Erzbistum Freiburg. Dabei gehe es nicht um ein Schaulaufen der spektakulärsten Ideen. "Sondern wir organisieren mit den Beiträgen der Teilnehmenden eine Plattform zum Austausch."
Konzepte für Outdoor-Gottesdienste
Die württembergische Landeskirche stellt beispielsweise Konzepte für Outdoor-Gottesdienste oder Krippenspiele vor. Auch Feiern an außergewöhnlichen Orten, etwa in einer Reithalle, sind geplant. Impulse wollen die Planer auch geben, um den karitativen Aspekt des Weihnachtsfests zu betonen und gerade in Corona-Zeiten auf Kranke, Einsame oder Alte zuzugehen.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart erarbeitet Hygiene-Konzepten, damit möglichst viele Weihnachtsgottesdienste und Veranstaltungen - und zuvor auch Sankt-Martins-Umzüge - stattfinden können und gleichzeitig Gesundheitsschutz garantiert ist. In der Bischofsstadt Rottenburg etwa sei angedacht, die Christmette aus dem Dom nicht nur online zu streamen, sondern gleichzeitig auf den Marktplatz zu übertragen. In Pforzheim könnten Videos aus den Weihnachtsgottesdiensten auf öffentliche Gebäude projiziert werden.
Kinder und Familien
Zahlreiche Initiativen gibt es auch für Angebote für Kinder und Familien an Heiligabend. So könnten "Krippenspiele unterwegs" durch die Straßen ziehen und an mehreren Stellen kurze Auftritte haben. Die badische Landeskirche will einen "Stationenweg" entlang der Weihnachtsgeschichte entwickeln und könnte sich am Heiligabend auch eine "Nacht der offenen Kirche" vorstellen, die statt eines auf wenige Besucher beschränkten Gottesdiensttermins den Kirchenbesuch über einen längeren Zeitraum möglich machen würde.
"Allen Ideen gemeinsam ist das Wissen, dass das Weihnachtsfest 2020 anders wird als alle bisherigen; aber auch das Vertrauen, dass es nicht ausfällt, sondern uns vielleicht gerade in dieser Situation besonders bewegen wird", so der badische evangelische Oberkirchenrat Mattias Kreplin.
Neue Wege gehen
Von vielen Planern ist zu hören, dass die Kirchen die Herausforderung gezielt annehmen wollen, um an Weihnachten aus den traditionellen Mustern auszubrechen und Neues zu wagen. "Es geht um ein Nachdenken darüber: Was feiern wir eigentlich? Wofür steht Weihnachten jenseits von Geschenken, Glühwein-Trubel und Weihnachtsmärkten?", so Aldinger. Einige Kirchengemeinden überlegen etwa, von Tür zu Tür zu gehen und Kerzen und Segenswünsche ins Haus zu bringen. Denkbar sind auch Telefonketten oder eine Telefonhotline über die Feiertage, bei der Einsame ein offenes Ohr finden könnten.
Auch zeichnet sich ab, dass es die im Frühjahr während der vorübergehenden Kirchenschließungen entwickelten Internet-Übertragungen von Gottesdiensten auch an Weihnachten geben wird. Zugleich wird immer deutlicher, dass digital allein keine Dauerlösung sein wird. Ob sich viele Familien, Freundeskreise und Nachbarschaften darauf einlassen, eigene Gebetsfeiern oder Gottesdienste im kleinen Kreis zu feiern? Genügend Materialauswahl dürften Interessierte finden: Von fertigen Andachten, Liedzetteln, Bibeltexten bis zu Vorschlägen im "Baukasten-Prinzip" gibt es auf den entsprechenden Seiten der Landeskirchen und Bistümer ein schon jetzt ein breites Angebot.