Bischöfe erinnern zum Jahreswechsel an Corona-Krise

Die Pandemie und ihre Folgen

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben zum Jahreswechsel an die Corona-Pandemie und ihre Folgen erinnert. In ihren Neujahrs- und Silvesterpredigten brachten sie zugleich die Hoffnung auf einen Wandel in der Gesellschaft zum Ausdruck.

Autor/in:
Joachim Heinz
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht (KNA)
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In den Gottesdiensten galten bundesweit strenge Hygiene- und Abstandsregeln. Zumeist konnten nur deutlich weniger Christen kommen als üblich. Viele Feiern wurden online übertragen.

Corona-Impfungen als Hoffnungsschimmer

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte am Neujahrstag, mit den Corona-Impfungen liege ein Hoffnungsschimmer auf dem Beginn von 2021. In seiner Silvesterpredigt hatte er dazu aufgerufen die gegenwärtige Krise als Anstoß für Veränderung zu verstehen. Die Pandemie habe großes Leid über viele Menschen gebracht, sagte der Limburger Bischof. Aber sie könne auch zu einer Wende beitragen hin zu einem "besseren Leben, Entschleunigung, Solidarität und größerer Gerechtigkeit".

Der im fränkischen Coburg geplante Silvestergottesdienst mit dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm wurde wegen der hohen Corona-Fallzahlen dort abgesagt. In seiner Silverster-Botschaft rief der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Solidarität und Barmherzigkeit auf.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte, bei allen Statistiken zu Corona-Toten und -Infizierten die dahinter stehenden Einzelschicksale nicht aus den Augen zu verlieren. Im zurückliegenden Jahr sei erfahrbar geworden, wie verletzlich das Leben und wie wichtig dessen Schutz sei.

Woelki erinnert an christliche Überzeugung

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, nach christlicher Überzeugung schenke Gott den Menschen das Leben: "Die letzte und größte Lebensaufgabe, die ein Mensch deshalb zu bewältigen hat, ist sein Sterben." Deswegen sei medizinischer, pflegerischer, sozialer und seelsorgerlicher Beistand der "aktiven Sterbehilfe" vorzuziehen.

Auch der Münsteraner Bischof Felix Genn äußerte sich zum Thema Sterbehilfe. Es gelte, zu verhindern, "dass der assistierte Suizid zu einer Normalvariante des Sterbens in unserem Land wird". Der Gesetzgeber müsse dies in der geplanten Neuregelung zur Beihilfe zum Suizid beachten.

Erzbischof Schick blickt auf die Zeit nach Corona

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wagte einen Ausblick auf die Zeit nach Corona. Die Chancen stünden gut, dass das Virus im kommenden Jahr besiegt werden könne. Die daraus erwachsende neue Freiheit müsse jedoch vernünftiger und verantwortungsbewusster gelebt werden als vor Corona.

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber dankte allen, die sich in der aktuellen Krisensituation in vielfältiger Weise engagierten. Eine krisenbewehrte Demokratie lebe entscheidend davon, "dass Menschen sich an unterschiedlicher Stelle einsetzen für das Gemeinwohl über das hinaus, was ein Staat per Gesetz einfordern kann", betonte Gerber. "Diese Kultur zu erhalten und zu fördern, ist Auftrag der unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräfte, auch der Kirche."

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief dazu auf, weiter Rücksichtnahme zum Wohl anderer zu üben. Wichtig sei zudem, das kirchliche Engagement im Sozialbereich zu stärken. Innerkirchlich gelte es auch im neuen Jahr, "viele Baustellen" beherzt anzupacken. Dabei gehe es nicht nur um Strukturen, "sondern auch um die Frage des kirchlichen Auftrags in dieser Zeit".

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sieht die Kirchen am Übergang zu einer neuen Epoche. Um die anstehenden Herausforderungen inmitten eines zunehmend kirchenfernen Umfelds zu bestehen, müsse die Ökumene und damit der gemeinsame Auftritt von Katholiken und Protestanten gestärkt werden. "Wir haben nicht einzuteilen in Nächste und Ferne, sondern haben uns allen als Nächste zu erweisen." Ähnlich äußerte sich der Würzburger Bischof Franz Jung.

Kritik an Corona-Leugnern

Sozialbischof Franz-Josef Overbeck ging mit Corona-Leugnern hart ins Gericht. "Wer in dieser Lage unsere Demokratie als 'Corona-Diktatur' diffamiert, die Gefahr des Virus leugnet oder sogar Vergleiche mit der Zeit des Nationalsozialismus formuliert, befindet sich auf einem gefährlichen Irrweg und handelt verantwortungslos", so der Bischof von Essen am Neujahrstag.

Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier warnte vor selbst ernannten Querdenkern und populistischen Parolen. "Dumpfe Töne gegenüber Menschen anderer Kulturen, Religionen und Nationalitäten werden lauter - und salonfähiger." Er fügte hinzu: "Wehret den Anfängen! Hören und schauen wir genau hin, was sich da entwickelt! Lassen wir uns nicht manipulieren! Vor allem prüfen wir selbstkritisch, mit wem wir uns gemeinsam zeigen - politisch und kirchlich, im wirklichen Leben oder digital!"

Es falle nicht leicht, dankbar auf 2020 zurückzuschauen, sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Das Coronavirus habe den Menschen die "Planbarkeit und Kontrolle für uns und unsere Lebensentwürfe an vielen Stellen entzogen". Dagegen stehe die Botschaft Gottes, der "Beständigkeit und Zukunft in unser Leben" bringen wolle.

Aufrufe zur Umkehr

Nach Ansicht des Bischofs von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, legte Corona eine weitere Pandemie offen: "die des Individualismus und des Egoismus in unserer Gesellschaft". Doch Corona habe auch positive Effekte gehabt, beispielsweise neue pastorale Initiativen und geistliche Anstöße in der Kirche. Daran gelte es, anzuknüpfen.

Der Passauer Bischof Stefan Oster rief die Christen zu einer geistlichen Umkehr auf, um ihre Beziehung mit Jesus zu leben und zu pflegen. "Immer wieder zu ihm zu gehen, in den Gottesdienst, in die Umkehr zu ihm, zur Beichte", riet der Bischof. "Und am besten jeden Tag mit ihm einige Zeit ruhig in unserem Zimmer zu bleiben, sein Wort zu meditieren, das eigene Leben vor ihn zu bringen, danken, Vergebung erbitten."

In Hannover lud der evangelische Landesbischof Ralf Meister zu einer Online-Andacht auf einem Friedhof ein. "2020 ist ein Jahr des Abschieds gewesen", begründete Meister die Ortswahl. "Am schmerzlichsten für all jene, die einen Menschen zu Grabe getragen haben."

Erzbischof Heße ermutigt trotz allem zu Optimismus

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ermutigte, trotz der Pandemie und ihrer bedrückenden Folgen mit Optimismus ins neue Jahr zu starten. "Weder Trauer noch Furcht sind die richtigen Wegbegleiter für den Übergang ins neue Jahr, sondern Mut, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung."

Heßes Amtsbruder in Bamberg, Ludwig Schick, gab als Parole für 2021 aus: Segen bringen statt Sorgen wälzen. "Segen bringen wir, wenn wir gute Arbeit im Beruf leisten. Wir können den Segen der Fürsorge, der Freundlichkeit und Güte in unsere Familien bringen. Wir können in die Politik die Forderung nach mehr Einsatz für Frieden, Überwindung des Hungers und der Flüchtlingskrise und der Umweltzerstörung bringen", sagte der Erzbischof in seiner Neujahrspredigt.


Screenshot: Bischof Georg Bätzing / © nn (dpa)
Screenshot: Bischof Georg Bätzing / © nn ( dpa )

Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

Bischof Felix Genn im Ornat / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Felix Genn im Ornat / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischof Ludwig Schick / © Angelika Zinzow (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick / © Angelika Zinzow ( KNA )

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischof Bertram Meier / © Karl-Josef Hildenbrand (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Karl-Josef Hildenbrand ( KNA )

Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA