Wer im Bistum Fulda Bischof wird, kommt an einer Person nicht vorbei: Dem heiligen Bonifatius (um 672-754). Und so hat auch der neue Bischof der Diözese, Michael Gerber (49), dem Bistumspatron und "Apostel der Deutschen" einen offiziellen Besuch abgestattet.
Bereits kurz nach seiner Ernennung durch Papst Franziskus hatte Gerber am 20. Dezember 2018 seinen ersten Auftritt im Fuldaer Dom, wo ihn sein erster Weg an die Bonifatiusgruft führte. Dort betete er - umringt von Kameras und Fotografen - minutenlang im Knien, bevor er die mehr als 20 Stufen hochging und im vollbesetzten Dom von lautem Beifall begrüßt wurde.
Von England nach Rom
Bonifatius stehe "am Beginn des Christentums hierzulande", sagte Gerber damals. Mit etwa 40 Jahren war der aus England stammende Benediktinermönch Wynfreth, wie Bonifatius ursprünglich hieß, aufs europäische Festland gezogen. Sein Ziel: Missionierung im damaligen Frankenreich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Von Papst Gregor II. hatte er 719 den Missionsauftrag für Germanien und den Namen Bonifatius erhalten, 722 wurde er zum Missionsbischof geweiht, 732 von Gregor III. zum Erzbischof ernannt.
Auch Bischof Gerber sieht offenbar eine seiner Hauptaufgaben darin, Menschen für den christlichen Glauben neu zu begeistern. "Ich glaube, dass es geht, dass gerade junge Menschen ihren Weg zu Gott finden", sagt Gerber. Und das Thema von Bonifatius, nämlich das Christentum anderen Kulturen näher zu bringen, sei doch sehr aktuell.
Nachfolger von Algermissen
Eines haben Bonifatius und Gerber schon jetzt auf jeden Fall gemeinsam: die Körpergröße. Bonifatius soll rund 1,90 Meter groß gewesen sein, Michael Gerber misst 1,92 Meter.
Gerber folgt auf Heinz Josef Algermissen (76), dessen altersbedingtes Rücktrittsgesuch Papst Franziskus im vergangenen Jahr nicht an irgendeinem beliebigen Tag angenommen hatte, sondern am 5. Juni, dem Hochfest des heiligen Bonifatius.
Auch die Feier der Amtseinführung Gerbers war in besonderer Weise auf Bonifatius bezogen. In der Liturgie fand der aus dem 12. Jahrhundert stammende altehrwürdige Stab der Fuldaer Äbte und Bischöfe - gemeinhin als Bonifatiusstab bezeichnet - Verwendung. Außerdem wurde eine der drei erhaltenen Bonifatiushandschriften, die in Fulda aufbewahrt werden, der Codex Ragyndrudis aus dem 8. Jahrhundert, vor dem Altar ausgestellt. Der Legende nach hat Bonifatius dieses Buch über sich gehalten, als er am 5. Juni 754 bei einer Missionsreise in Friesland gemeinsam mit weiteren 50 Gefährten mit dem Schwert erschlagen wurde.
Bonifatius gründete das Kloster in Fulda
Gerber sagte am Sonntag, die Geschichte, die Gott mit Bonifatius geschrieben habe, gehe nun weiter. "Gott will mit uns Geschichte schreiben, mit unserer bisweilen krakeligen Handschrift. Und wenn der Codex längst wieder im klimatisierten Tresor liegt, dann wissen wir, sein Evangelium passt in keinen Tresor, sondern es buchstabiert sich hinein in die Geschichten unseres Alltags."
744 hatte Bonifatius an dem Ort, aus dem später die Stadt Fulda hervorwuchs, ein Kloster gründen lassen. Das Kloster Fulda wurde zu einem kulturellen Zentrum Germaniens und war das Lieblingskloster des Bonifatius, in dem er schließlich auf eigenen Wunsch bestattet wurde.
Tatsächlich sind in der Bonifatiusgruft in der Krypta des Fuldaer Doms sterbliche Überreste des Bonifatius beigesetzt. Das Grab des Heiligen ist nicht nur das Ziel von Touristen. Seit 1867 versammeln sich dort auch die deutschen Bischöfe, wenn sie sich zu ihrer jährlichen Herbstkonferenz treffen.
Festgottesdienst in Fulda für den neuen Bischof
Die Amtseinführung Gerbers war von genau festgelegten Abläufen geprägt: Vorgenommen wurde sie letztlich vom zuständigen Metropolit der mitteldeutschen Kirchenprovinz, dem Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Dieser eröffnete nach dem Einzug in den Dom zunächst den Gottesdienst. Der päpstliche Nuntius übergab dann das päpstliche Ernennungsschreiben an den neuen Bischof. Dieser gab es an Domdechant Werner Kathrein weiter, der es wiederum den Mitgliedern des Domkapitels zeigte. Anschließend verlas Dompräbendat Pfarrer Thomas Renze die deutsche Übersetzung des lateinischen Dokuments.
Sodann übergab der Paderborner Erzbischof Becker den Bonifatiusstab an Bischof Gerber und geleitete ihn zur Kathedra, dem Bischofsstuhl. Dort nahm Michael Gerber Platz. Ab diesem Moment war er im Amt.