Nigerias Bischöfe warnen vor "traumatisierter Generation"

Die Situation ist "untragbar"

In Nigeria droht infolge der anhaltenden Massenentführungen von Schulkindern aus Sicht der Kirche das Entstehen einer "traumatisierten Generation junger Menschen". Die katholischen Bischöfe Nigerias erklärten dies bei ihrer Vollversammlung.

 (DR)

Das berichtet der römische Pressedienst Fides. Die Kirchenführer reagierten damit auf die erneute Verschleppung von 73 Schülern einer staatlichen Mittelschule im Bundesstaat Zamfara im Nordwesten des Landes. Die Identität und das Motiv der bewaffneten Täter war laut Polizeiangaben zunächst unklar. Die Regierung des Bundesstaates hat als Reaktion alle Volks- und Mittelschulen schließen lassen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Gewalt und Entführungen nehmen zu

Seit Dezember 2020 wurden laut Angaben der Bischöfe bereits über 1.000 Kinder und Jugendliche aus Schulen im Norden Nigerias gekidnappt. Erst vor wenigen Tagen waren drei bereits im Mai entführte Geiselgruppen freigelassen worden, offenbar nach Zahlung von Lösegeld.

Die Situation sei "untragbar", kritisieren die Bischöfe in ihrer Erklärung. Menschliches Leben in Nigeria sei noch nie so wenig wert gewesen wie derzeit. Kinder, Studenten und Erwachsene, einschließlich Mitglieder des Klerus, würden wiederholt entführt. Daneben verbreite sich auch die Gewalt in erschreckendem Ausmaß, mit einer großen Anzahl von "Morden durch Entführer, mörderische Nomadenvölker, Banden und terroristische Gruppen". Sehe man von der Zeit des Bürgerkrieges ab, habe das Land "noch nie eine so weit verbreitete grausame Gewalt mit unkontrollierter Zerstörung und so viel Blutvergießen erlebt", so die Bischöfe.

Appell an die Bevölkerung

Während die Kirchenvertreter die Regierung dazu aufforderten, für das Entstehen der "Kultur der Gewalt" und des Terrors die volle Verantwortung zu übernehmen, appellierten sie an die Bevölkerung, "auf ein besseres Nigeria zu hoffen". Der christliche Glaube könne dabei eine Hilfe sein.


Quelle:
KNA