DOMRADIO.DE: Sie haben auf Ihrer Internetseite so ein Vermissten-Bord. Wie hoch ist der Anteil an liegengelassenen oder vergessenen Plüschhasen und Teddybären in Relation zu anderen Sachen?
Helmut Meierdierks (Leiter des Fundbüros am Hamburger Flughafen): Das ist in Relation zu anderen Sachen doch gering. An erster Stelle stehen schon immer Computer, Schlüssel und Handys. Wir kommen auf 60 Kuscheltiere im Durchschnitt pro Jahr.
DOMRADIO.DE: Und jetzt haben Sie speziell für Hase, Maus, Leopard und Co. eine "Wall of Kuscheltiere" eingerichtet. Wie funktioniert das?
Meierdierks: Die "Wall of Kuscheltiere" funktioniert in dem eine Suchanfrage – zum Beispiel einem Kuscheltierinhaber – per Mail geschickt wird und ein Foto. Das drucken wir aus. Es werden Fundsachen hier – wie überall – sechs Monate gelagert. Anhand eines Bildes von einem Kuscheltier, lässt sich ein liegengebliebenes Kuscheltier – was bei uns auch abgegeben wurde – einfacher zuordnen. Und an dieser "Wall of Kuscheltiere" haben wir zurzeit circa zehn bis zwölf Anfragen, wobei genau durch diese Wall in den Ferien schon wieder zwei vermittelt wurden. Die sind wieder zu Hause.
DOMRADIO.DE: Das heißt, das ist eine interne Geschichte. Da haben Sie bei sich im Fundbüro die Anfragen ausgedruckt. Und wenn dann was reinkommt, was gefunden wurde, dann rufen Sie die Leute an?
Meierdierks: Dann rufen wir die Leute an, die eine Suchanfrage gestellt haben. Es vereinfacht uns unheimlich die Arbeit. Das hätten wir gar nicht gedacht.
DOMRADIO.DE: Ich kannte ein Kind, wenn dessen Frottee-Ganz "Ilse" nicht da war, dann flippte der aus. Der konnte nicht mehr schlafen. Der weinte 24 Stunden am Stück herzzerreißend. Wir hatten schon vier Ersatz-Ilses besorgt. Sind das die Leute, die sich dann wirklich auch melden und sagen "da ist was liegengeblieben"?
Meierdierks: Das ist auch herzzerreißend. Die Gäste flogen weg. Die haben einen Höllenflug hinter sich, wenn das Kind im Flieger merkt "mein Kuscheltier ist nicht da". Die Quote übrigens von diesen liegengebliebenen Kuscheltieren, wo wird es am meisten vergessen, ist es lustigerweise im Gate-Bereich. Wobei alle anderen Fundsachen eher an der Sicherheitskontrolle liegenbleiben. Also Flugzeugtür zu, Flieger hebt ab, Kind merkt "Mein Kuscheltier ist nicht da" und das hört man doch immer wieder von den Eltern. Die Flüge seien Horror. Der Urlaub selbst natürlich auch. Es gibt da natürlich nicht DAS Kuscheltier zu kaufen und wenn es das gleiche ist, dann ist es natürlich nicht das gleiche, wie es das Kind auf dem Arm hatte – noch am Flughafen.
DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt, Sie konnten in diesem Jahr mit der "Wall of Kuscheltier" schon zwei zurück vermitteln. Was war das und was haben Sie dann für Szenarien bei der Wieder-Zusammenführung erlebt?
Meierdierks: Einmal war es ein Walross und einmal ein ganz normaler Teddybär. Die kamen zum Schalter – gerade von den Kanaren zurück in Hamburg – und haben nachgefragt. Wir hatten das Tier auch da und diese Freude des Kindes, die Art und Weise, wie das Kind das Kuscheltier in den Arm genommen hat, so richtig lieb und herzlich und die leuchtenden Augen – das ist schon irre.
DOMRADIO.DE: Die Fundsachen sind immer Sachen aus dem Flughafen, aber nicht aus dem Flugzeug selber. Wieso?
Meierdierks: Weil die Fluggesellschaften hier in Hamburg selbst die Fundsachen an sich nehmen. Die übernehmen all das was an Bord bleibt. Wir hier als Fundbüro sind nur für das Gebiet des Flughafens zuständig. Das vor dem Terminal, in den Terminals, in den Warteräumen, aber nie für das was im Flugzeug liegen geblieben ist.
DOMRADIO.DE: Wenn irgendjemand bei der Airline XY im Flugzeug sein Kuscheltier oder was auch immer vergisst, der muss dann auch bei der Airline nachfragen und nicht im Fundbüro am Flughafen?
Meierdierks: Genau, der wendet sich direkt an seine Airline.
DOMRADIO.DE: Die Kuscheltiere, die nicht abgeholt werden, nehmen Sie die mit?
Meierdierks: Die nehme ich alle mit. Nein! Die nehme ich natürlich nicht mit. Der Hamburger Flughafen spendet sehr viel. Die Kuscheltiere spenden wir an zwei verschiedene Organisationen. Die Tiere müssen alle gereinigt werden, was nicht gerade günstig ist. Jetzt haben wir aber zwei Organisationen gefunden, die auf deren Kosten die Kuscheltiere reinigen und auch vielleicht ein bisschen hübsch machen. Und dann werden die von der Organisation weiter verteilt, an hilfsbedürftige Familien zum Beispiel.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.