Kardinal Schönborn stellt Globalisierung in Frage

"Diese Krise wird zu einer großen Besinnung führen"

​Das Coronavirus stellt nach Worten des Wiener Kardinals Christoph Schönborn die radikale Globalisierung in Frage und werde "zu einer großen Besinnung führen". Es werde schmerzliche Einschnitte geben, die auch heilsam sein könnten.

Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien / © Paolo Galosi (KNA)
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien / © Paolo Galosi ( KNA )

Das sagte er im Interview der "Kronen Zeitung" (Sonntag). Für sehr viele Menschen sei Corona eine Prüfung, so der Kardinal. Viele bangten um ihren Arbeitsplatz.

"Muss man über das Wochenende nach London zum Shoppen fliegen? Muss man Weihnachten auf den Seychellen verbringen?", fragte der Kardinal: "Luxuskreuzfahrten mit 4.000 Menschen auf einem Schiff - ist das wirklich ein Lebensmodell?" Er habe den Himmel über Wien schon lange nicht so klar gesehen ohne Kondensstreifen der Flugzeuge. Das alles seien "schmerzliche Einschnitte, aber vielleicht sind sie auf lange Sicht auch heilsam".

Andere Krisen nicht vergessen

Schönborn erinnerte auch daran, dass durch die Corona-Pandemie andere Krisen in Vergessenheit geraten könnten. Er denke etwa an Syrien, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung vor Gewalt und Terrorismus habe fliehen müssen. Viele Menschen hätten alles verloren, und der Krieg sei immer noch nicht zu Ende.

Zu seiner persönlichen Lage sagte der 75-Jährige, nach seiner Krebsoperation und einem Lungeninfarkt sei er als Mitglied der Hochrisikogruppe sehr vorsichtig und beachte genau die Vorsorgemaßnahmen der Regierung. Er bedauerte, dass seine Mutter in Vorarlberg ihren 100. Geburtstag am 14. April ohne ihre Kinder werde feiern müssen. "Reisen ist derzeit unmöglich", so Schönborn. Das sei "ein großer Schmerz für uns alle".


Quelle:
KNA