Flüchtlingsbischof Heße begrüßt Koalitionseinigung

"Dieser Beschluss war dringlich"

Flüchtlingsbischof Stefan Heße hat die Koalitionseinigung zur Aufnahme von Kindern auf den griechischen Inseln begrüßt. Der Bischof mahnte aber auch an, dass noch "weitere Schritte der Solidarität" nötig seien.

Erzbischof Stefan Heße / © nn (DR)
Erzbischof Stefan Heße / © nn ( DR )

"Dieser Beschluss war dringlich", heißt es in einer Stellungnahme des Hamburger Erzbischofs, die die Deutsche Bischofskonferenz am Montag auf Facebook veröffentlichte. Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern sei "bereits seit Monaten dramatisch und hat sich zuletzt noch weiter verschlechtert".

Aufruf zu weiterer Hilfe

Zugleich zeige die Entscheidung "eine gewisse Verzagtheit", kritisierte Heße. Die Zahl der Hilfsbedürftigen sei groß, so der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen und Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz. "Die Flüchtlinge, aber auch Griechenland werden weitere Schritte der Solidarität benötigen. Deutschland und auch die anderen europäischen Länder dürfen sich dieser Verantwortung nicht entziehen."

Am Sonntag hatte der Koalitionsausschuss von Union und SPD entschieden, Griechenland "bei der schwierigen humanitären Lage von etwa 1.000 bis 1.500 Kindern auf den griechischen Inseln" zu unterstützen. Es handele sich dabei um besonders kranke oder aber unbegleitete Kinder, die unter 14 Jahre alt seien. Deutschland stehe bereit, im Rahmen einer "Koalition der Willigen" auf europäischer Ebene "einen angemessenen Anteil zu übernehmen", hieß es.

Bistum Münster: Umgang mit Flüchtlingen nicht vereinbar mit Europa-Werten

Unterdessen fordert das Bistum Münster ein schnelles Eingreifen der EU zur Lösung der Situation der Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze. "Es ist mit den Werten von Europa nicht vereinbar, dass Völkerrecht und Menschenrecht außer Kraft gesetzt werden, was ja derzeit an der Grenze zu Griechenland passiert", erklärte der Flüchtlingsbeauftragte des Bistums, Helmut Flötotto, am Montag in Münster. Vor allem Kinder und Frauen seien in den Lagern besonders gefährdet. Deshalb müssten sie dort dringend herausgeholt und in EU-Ländern aufgenommen werden. Das sei sicher eine Herausforderung. Aber es könne "nicht sein, dass eine Wertegemeinschaft, als die die EU sich ja versteht, sich dem entzieht."

Deutschland könne 500.000 Flüchtlinge ohne größere Probleme aufnehmen, erklärte der der Flüchtlingsbeauftragte. Vielen von ihnen könnten in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Erfahrungen in den Jahren nach 2015 hätten gezeigt, dass ein hoher Anteil der noch hier lebenden damaligen Flüchtlinge inzwischen in Arbeitsverhältnissen sei. Deutschland und Europa hätten aus der Flüchtlingssituation im Jahr 2015 gelernt, so dass eine unkontrollierte Aufnahme von Flüchtlingen heute kein Thema mehr sei.


Quelle:
KNA